Das Gemeinschaftsradio La Voz Indígena ist ein indigener Radiosender im Norden Argentiniens, der von Frauen geleitet wird. Er ist das Ergebnis eines langen und komplexen gemeinschaftlichen wie interkulturellen Prozesses. In seinem Verlauf haben sich Sprecher*innen verschiedener Pueblos Originarios im Norden der Provinz Salta, im Grenzgebiet mit Paraguay und Bolivien, zusammengeschlossen. Seit Anfang 2000 ist das Radio auf Sendung und gibt ihren Stimmen und Sprachen Raum, berichtet von ihren Problematiken und singt ihre Lieder. Sie stellen sich in der ersten Person vor, um ihre Geschichte der Kämpfe und der Mobilisierung ihrer Rechte selbst zu erzählen.
Die Stimmen, die in dieser Auswahl zu hören sind vergegenwärtigen Klänge aus dem Monte, dem Waldland des Gran Chaco – ihrem Lebensraum–, um ihre Kosmovisionen, Lieder und Erzählungen kennenzulernen. Sie vermitteln auch die kollektiven Schmerzen, die Klagen ihrer Ahnen, die durch die sogenannte Conquista ermordet wurden und die Sehnsucht nach dem verlorenen und usurpierten Waldland.
Jede Botschaft manifestiert die Schmerzen und auch den Widerstand und die Hoffnung eines Zusammenschlusses von Gemeinschaften, die im Wort ihre Ausdrucksform gefunden haben, um ihre Existenz publik machen, den Ungerechtigkeiten zu widerstehen und sich als kollektive Subjekte neu zu erfinden.
Die Folgen der sogenannten Conquista sind in ihren Körpern und Geschichten vergegenwärtigt und diese historische und aktuelle Beziehung der einzelnen Gemeinschaften des Gran Chaco – des Lebens angesichts der Tötens und der Gegenwart – schreibt sich in einem Prozess des kollektiven Nachdenkens und Tuns ein, der in diese akustischen Stücke eingeht.
Diese Botschaften, die wir teilen sind lebendige Erinnerungen von Personen und Gemeinschaften, die sich durch Radio-Kommunikation den kapitalistischen, patriarchalen, kolonialen, heteronormierten Angriffen stellen und wieder lebendig werden – in Stimmen und Liedern, in denen sich Personen, Naturwesen und Geister vereinen.