In fünf ausgewählten Fragmenten aus Giōrgos Sepherēs‘ Mythistorema (Mythischer Lebensbericht), einer Sammlung von 24 lyrischen und dramatischen Gedichten in freier Versform, erkundet Arie Amaya-Akkermans verschiedene Aspekte der Ausstellung Neither on the Ground, nor in the Sky von Hera Büyüktaşcıyan. Er greift dabei die dichterischen Methoden von Sepherēs auf und bewegt sich mehrdeutig zwischen Geschichte und Mythos. Der literarische Kommentar wird wissenschaftlichen Fragmenten zum Pergamon Altar und zu archäologischen Ausgrabungen gegenübergestellt, die zum Aufstieg des Pergamon Museums beigetragen haben. Dort wird auch das aus hellenistischer Zeit datierende Mosaik mit Alexandersittich, das die Ausstellung inspiriert hat, festgehalten. Durch die Gegenüberstellung zeigt Arie Amaya-Akkermans, wie Mythos und Archäologie sich gegenseitig geformt haben, aber auch wie europäische Museen derzeit dekolonialisiert werden.

Der griechische Dichter Giōrgos Sepherēs (1900–1971) ist eine der wichtigsten Stimmen der modernen griechischen Poesie, der die Lesenden in die komplexe, vielschichtige Geschichte von Kleinasien bzw. Anatolien einführt. Er wurde in Skala (heute Urla) geboren, 30 km von Smyrna an der Küste (heute Izmir) entfernt. Nach dem Ersten Weltkrieg siedelte seine Familie nach Athen über. Nur 150 km nördlich von Urla liegt das antike Pergamon (heute Bergama), die griechische Siedlung, die auf das 8. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht – später eine der reichsten Städte und eines der kulturellen Zentren der griechischen Welt bis in das 14. Jahrhundert. Die mythischen Ursprünge und die anschließende archäologische Ausgrabung durch die deutschen Archäologen Humann und Wiegand wurden jedoch stets in Fabeln und Mysterien verschleiert.

Arie Amaya-Akkermans ist Autor, Kunstkritiker und Kurator und lebt in Istanbul. Seine Arbeiten wurden in Hyperallergic, Canvas, San Francisco Arts Quarterly, Harper’s Bazaar Art Arabia veröffentlich und ins Türkische und Russische übersetzt. Er erhielt ein Stipendium von IASPIS Schweden (2016), moderierte das Vortragsprogramm auf der Art Basel (2015–2016) und war Gastherausgeber von ArteEast Quarterly (2015). Amaya-Akkermans veröffentlichte zahlreiche Künstlermonografien und arbeitet derzeit an einem Buch über die zeitgenössische Kunst in Istanbul und forscht zur Kulturgeschichte der Griechen in Anatolien.

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.
Die Gedichte werden in Griechisch und Englisch vorgetragen.

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Freitag, 26. April 2019: 12–21 Uhr
Samstag und Sonntag 27. und 28.April 2019: 12–19 Uhr