Im Gespräch mit den Kuratorinnen Inka Gressel und Susanne Weiß.

Isaac Chong Wai bezieht sich mit seiner Performance auf den Holzschnitt „Die Mütter“ (1922/23) von Käthe Kollwitz, der Frauen und Kinder darstellt, die vom Krieg gezeichnet sind. Für Chong Wai ist diese Darstellung ein Symbol des Zusammenhalts und des Widerstands. Seine Auseinan dersetzung mit kollektiven Körpern in politisch repressiven Regimen führt ihn zu der Beschäftigung mit Trauergesängen.

© Victoria Tomaschko

Für die Ausstellung konzipierte er eine Performance, die er in der Klosterruine in Berlin Mitte aufgenommen hat. Eine Gruppe aus Performer:innen und Sänger:innen öffnet den Schutzraum von Käthe Kollwitz für das gemeinsame Rezitieren von unter schiedlichsten Gesängen. In der Ausstellung selber steht das Video im Dialog mit drei Fassungen des Holzschnitts, jede kommt aus einer anderen Tourneeausstellung. Die Einzelausstellung von Käthe Kollwitz „Grafiken, Plastik“ begann 1959 in Südafrika und wurde bis dato 229 mal weltweit gezeigt.

Isaac Chong Wais künstlerische Praxis zeichnet sich durch einen interdisziplinären Ansatz aus, der konzeptuelle, politische und performative Aspekte vereint. Sie ist von der Dringlichkeit gesellschaftlicher Veränderungen und globaler Phänomene motiviert. Seine subtilen, poetischen und zugleich kritischen Arbeiten unterwandern die Bedeutungssysteme und laden die Betrachter:innen ein, ihre Vorstellungen von Körper, Machtlosigkeit, Gewalt, Kollektivismus, Führungslosigkeit und Trauer zu überdenken.

Isaac Chong Wai (* 1990 in Hong Kong) studierte Bildende Kunst an der Academy of Visual Arts in Hong Kong sowie Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien an der Bauhaus-Universität in Weimar. Er lebt in Berlin und Hongkong. Seine Arbeiten und Performances wurden zuletzt gezeigt bei, Zilberman, Istanbul (TR, 2022), in der Bundeskunsthalle Bonn (2022) und im National Museum of Modern and Contemporary Art, Seoul (KR, 2020), der Innsbruck Biennale (AT, 2020), dem Museum of Contemporary Art in Taipei (TW, 2019) und dem Guangdong Times Museum in Guangzhou (CN, 2019).