Political Patterns © Victoria Tomaschko

Mit:

Doris Bittar
Adriana Czernin
Parastou Forouhar
Abdulnasser Gharem
Jonathan Glasier
Aisha Khalid
Zena el Khalil
Imran Qureshi
Philip Taaffe

Political Patterns – Ornament im Wandel ist die dritte Ausstellung der Reihe Kulturtransfers der ifa-Galerie Berlin und Stuttgart. Die Reihe thematisiert die wechselseitige kulturelle Beeinflussung verschiedener Kulturen, die sich in gesellschaftlichen Normen, eingebürgerten Formenwelten und künstlerischen Äußerungen ebenso niederschlägt wie in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen. Im Fokus der Ausstellung steht der Wandel der Kunstform des Ornaments in der heutigen, globalisierten Welt. Mit Ornament im Wandel begeht die 1991 gegründete ifa-Galerie Berlin ihr 20-jähriges Jubiläum.

Von der orientalisch geprägten Formenwelt des Ornaments ging für Europa schon immer eine große Faszination aus. Die sich regelmäßig wiederholenden Muster sind in den Kulturen der Welt eine Konstante durch alle Zeiten und Räume. Jede Epoche hat ihre spezifischen Ornamente ausgebildet und auch heute können wir einen deutlichen Wandel für Sinn und Zweck der Verwendung des Ornamentes in der Kunst feststellen, wie die von Sabine B. Vogel kuratierte Ausstellung zeigt.

Aktuell vermittelt das Ornament in seiner dekorativen Anmut nur mehr vordergründig Schönheit und Harmonie. Tatsächlich dient es dazu, brisante politische Inhalte zu transportieren und mitzuteilen. Dieses Spielen mit der scheinbaren Harmlosigkeit macht die politischen Aussagen und Intentionen der Künstlerinnen und Künstler in aller Schärfe deutlich. Durch den Akt des Erkennens, dass es sich nicht um etwas Schönes und Dekoratives handelt, wird der Betrachter aufgerüttelt und auf gesellschaftliche und politische Verhältnisse hingewiesen.

Kuratiert von Sabine B. Vogel.

Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung:

In Parastou Forouhars (Teheran/Offenbach) Werken zeigt das Ornament als übergeordnetes Ganzes seine totalitäre Kehrseite, dessen Muster nicht von Schönheit erzählen, sondern von Folter. Auch in Adriana Czernins (Sofia/Wien) Bildern wird die Gleichmäßigkeit zum Bedrohlich-Zwanghaften sichtbar, die typisch ineinander geschlungene Form der Arabeske verwandelt sich in Stacheldraht.

Aisha Khalids (Lahore) verbindet Tradition und Jetztzeit in ihren Bildern, ihre Themen kreisen um die soziale und gesellschaftliche Rolle der Frau. Imran Qureshi (Lahore) verbindet die traditionelle Sprache der Miniaturmalerei mit den tödlichen Ereignissen unserer Zeit, wenn er die rote Farbe wie Blut über das Blatt verspritzt und darüber feine, florale Ornamente malt, die Tod mit dem Leben und Gewalt mit Hoffnung verbinden. Zena el Khalil (Beirut) konfrontiert in ihren Bildern die Allgegenwart von Soldaten und Waffen mit arabesken Mustern.

Abdulnasser Gharem (Jeddah) platziert bewaffnete Soldaten mitten in eine Welt aus Ornamenten, die in ihrer Anordnung an die Kuppel einer Moschee erinnern. Philip Taaffe (New York) dagegen bedient sich des immensen Fundus‘ an weltweiten Ornamenten und mischt sie in- und übereinander in seinen psychodelischen Bildern. Auch Doris Bittar (USA) arbeitet bei ihrem Musikinstrument Dolcimoon mit der Vermischung von Mustern, in denen Elemente aus der aztekischen, chinesischen und arabischen Kultur zusammenkommen und Jonathan Glasier entlockt dem Instrument einen märchenhaften Klang. Bittars Security Maps sind Collagen aus jenen Mustern, die für Sicherheits-Briefkuverts benutzt werden – denn gerade in den einst so  friedlichen Ornamenten spiegeln sich heute politische und gesellschaftliche Ängste und Veränderungen unserer globalen Welt wider.

© ifa-Galerie