© ifa-Galerie Berlin

Mit der Ausstellung „Angriff – Michail Tschernischow – Arbeiten von 1961 bis 2002“ setzt die ifa-Galerie Berlin die Reihe „Russische Avantgarde“ fort, die in loser Folge wichtige Künstlerinnen und Künstler vorstellt, die in der Untergrund-Kunstszene der sowjetischen Gesellschaft agierten. In dieser Reihe waren Einzelausstellungen von Igor & Svetlana Kopystiansky im Jahr 1998, von Dmitri Prigov 1999 und 2001 von Viktor Pivovarov zu sehen.

Michail Tschernischow, 1945 geboren, war in den 6oer Jahren der jüngste und zugleich eigenwilligste und radikalste der russischen Avantgarde-Künstler Moskaus; die ifa-Galerie Berlin zeigt in Zusammenarbeit mit der Galerie Sandmann die erste Retrospektive des heute in New York lebenden Künstlers. Der Titel der Ausstellung „Angriff“ hat in jüngster Zeit Brisanz und Aktualität erlangt; Tschernischow setzte sich jedoch schon seit Beginn seiner künstlerischen Arbeit mit militärischer und staatlicher Gewalt auseinander. Er widmet sich der Untersuchung geometrischer Formen, die er bewusst in Fortführung des russischen Suprematismus durchführt; dabei thematisiert er vor allem den sowjetischen Militarismus und den Zusammenhang von Macht und Zeichen. Seine Radikalität und Unangepasstheit brachten ihm mehrere Aufenthalte in sowjetischen psychiatrischen Anstalten ein; 1980 konnte er schließlich in die USA übersiedeln.

1988 veröffentlichte Michail Tschernischow in New York unter dem Titel „Moskau 1961-1967“ in russischer Sprache seine Ansichten zur Kunst und zu den geistesgeschichtlichen Zusammenhängen, aus denen heraus sie entstanden ist. In intensivem Selbststudium erwarb er sich in sowjetischen Bibliotheken tiefgreifende Kenntnisse über die Kunst der Moderne, die ihm nicht nur Anregung für seine Arbeit gab, sondern ihn schon bald seine eigene Richtung erkennen ließ. Dass dieser von Tschernischow gewählte Weg zu sozialer Isolation und zur Konfrontation mit jeglicher, vor allem aber mit staatlicher Autorität führte, ist zwar nicht explizit Thema seiner Aufzeichnungen, wird aber anhand der am Rande geschilderten Begleitumstände deutlich. Tschernischows Buch erscheint im Zusammenhang mit dieser Ausstellung in der Übersetzung von Olga Radetzkaja erstmals in deutscher Sprache und ist Teil des Kataloges.

Die Ausstellung der ifa-Galerie Berlin besteht aus drei Teilen. Zum Einen wird die Wohnungsausstellung in der M.-Bronnaja-Str. (1961) und die Ausstellung „Der rote LKW“ (1962) in der Wohnung von M. Roginskij rekonstruiert; die Installation im zentralen Bereich der ifa-Galerie Berlin konfrontiert den Betrachter unmittelbar mit der Spannung einer Attacke, die ästhetisch an den Suprematismus anknüpft und Arbeiten der 7oer bis 9oer-Jahre zeigt. Zum Anderen werden die neuesten Arbeiten des Künstlers zu sehen sein.

Zwei Video-Filme Tschernischows, „The State of Suprematism“ von 1984 und „Operation Gewitter“, von 2002 ergänzen die Ausstellung.

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