Auch wenn die marokkanische Soziologin und Schriftstellerin Fatema Mernissi (1940–2015) sich vehement für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzte, hat es ihr nie gefallen, als Feministin im westlichen Sinne bezeichnet oder auf eine identitätsgebundene Kategorie reduziert zu werden. Sie kämpfte auf vielen Ebenen, definitiv für die Freiheit der Frauen, aber allgemeiner noch für die Demokratie als politischen Rahmen, der die Akzeptanz von Individualität, Pluralität und sozialer Gerechtigkeit durch Gesellschaft und Staat ermöglicht, sowie für den Zugang von Lai*innen und Frauen zu den aufgeklärtesten Aspekten des muslimischen Erbes. Ihre Einstellung zum Feminismus ist im Zusammenhang mit ihrer antiimperialistischen Haltung und ihrem Sinn für staatsbürgerliche Verantwortung gegenüber der subalternen Bevölkerung zu verstehen. Sie war sich der globalisierten Probleme bewusst, aber ebenso im Lokalen verwurzelt, stets bemüht, das richtige Gleichgewicht zwischen den beiden Seiten zu finden. Hat sie es geschafft? Und was sind die Stationen, die sie in ihrem langen Lebensweg durchlaufen hat? Wie wurde ihre zweischneidige Position wahrgenommen?

Es handelt sich hier nicht um einen klassischen Vortrag, sondern um eine Mischung aus persönlichem Zeugnis und wissenschaftlicher Freidenkerei hinsichtlich des Vermächtnisses einer heterodoxen feministischen Pionierin.

Veranstaltung in englischer Sprache

Eintritt frei.