Die Welt wird Stadt © Victoria Tomaschko

Die Welt wird Stadt – und für die Hälfte ihrer Bewohner ist sie es bereits geworden. Bis zum Jahr 2030 werden weitere drei Milliarden Menschen, insgesamt 60 Prozent der Weltbevölkerung, in Städten leben. Während in Europa die urbanen Ballungsräume schrumpfen, steigt in Asien, Afrika und Lateinamerika die Siedlungsdichte rapide. Welche Effekte bringt der dynamische Prozess einer globalen Verstädterung mit sich? Wie unterscheiden sich die neuen Stadtformationen von der Tradition der europäischen Stadt? Welche neuen Stadttypen bilden sich heraus?

Das Phänomen mega-urbaner Räume wird in drei Themenfeldern dargestellt: Der Blick von oben lässt städtebauliche Strukturen und Entwicklungen erkennbar werden. Am Beispiel von Brasilia, Dubai, Hongkong, Longquan, Mexiko-Stadt, Oman, Palästina, Rio de Janeiro oder Taschkent werden verschiedene Stadttypologien vorgestellt: Megacities mit bis zu 20 Millionen Einwohnern, starker Bebauungsdichte und reduzierten städtebaulichen Standards; Global Cities, die als Entscheidungszentralen der globalisierten Wirtschaftsströme unabhängige Metropolen bilden und Informal Cities, die durch die ungeplante Landnahme der Bewohner gekennzeichnet sind. Traditionelle Hutongs und Neubau-Investoren-Siedlungen in China, Gated Communities und die Medina in den Golfstaaten, Säo Paulos Favelas und Luxus-Apartments zeigen fragmentierte Lebenswelten: Die soziale Realität der Städte ist Motor eines schnellen und umfassenden urbanen Wandels weltweit.

Die Ausstellung fasst globale Entwicklungen zusammen, die in den vergangenen Jahren in den ifa-Galerien Stuttgart und Berlin exemplarisch anhand von Moskau, Istanbul, Lagos, Kairo, Seoul und Peking thematisiert wurden – „Die Welt wird Stadt“ beschließt die Reihe „STADTanSICHTen”.

Veranstaltungen

Freitag, 9. Oktober 2009, 17:00
Führung mit dem Kurator der Ausstellung, Prof. Dr. Ing. Eckhart Ribbeck.

Donnerstag,15. Oktober 2009, 19:00
Künstlerinitiativen in Indonesien – Kunstdiskurs und künstlerische Praxis im Dialog. Ein Vortrag von Katerina Valdivia Bruch im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen Berlin.
Seit Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahren sind einige Künstlerinitiativen als Antwort zur mangelnden Infrastruktur für die zeitgenössische Kunst in einigen Städten in Indonesien entstanden. Diese Initiativen verstehen sich als alternative Räume, die zwischen der Praxis der Bildenden Kunst und dem Kulturdiskurs eine Plattform für den Austausch von Ideen anbieten. Alternative Räume ersetzen nicht die Institutionen, die bisher den Diskurs produziert und kontrolliert haben. Sie bereichern aber den Dialog zwischen Kunstakteuren und der Gesellschaft und vermitteln Information über die lokale und internationale/globale Kunstwelt.

Einige Initiativen haben sowohl eine erzieherische Funktion als auch ein großes Interesse an der Internationalisierung der Künstler. Viele Künstlerinitiativen basieren auf einer gemeinschaftlichen Zusammenarbeit und verstehen sich meisten als community. Allgemein gelten diese Alternativen als Orte der Verbreitung und Diskussion von Information innerhalb der zeitgenössischen Kunst und stellen auch gesellschaftliche Fragen im Rahmen des Kunstdiskurses dar. Wichtig ist die Demokratisierung der Kunst im weiteren Sinne und dafür organisieren sie ein umfangreiches Programm, welches die lokale Gemeinschaft miteinbezieht.

Der Vortrag wird einen kurzen historischen Einblick in die Entstehung der Künstlerinitiativen in Indonesien am Beispiel der Sanggars geben. Später werden die wichtigsten Künstlerinitiativen in Jakarta, Bandung und Yogyakarta präsentiert und ihre Organisation erklärt. Eine kurze Dokumentation mit der Verfilmung der beteiligten Akteuren dieser Initiativen, Magazine, Bücher und Kataloge zum Thema werden für das Publikum zur Verfügung gestellt, um die Diskussion zu fördern.

Katerina Valdivia Bruch (DE/PE) ist unabhängige Kuratorin und Kulturmanagerin. 1993-2002 Studium der Philosophie in Lima (Pontificia Universidad Católica del Perú) und in Berlin (Freie Universität Berlin). 2002-2003 Postgrade Studiengang in Kulturpolitik und -management an der Universitat de Barcelona. 2006-2007 Independent Study Program des MACBA Museums in Barcelona, Spanien. Sie hat u.a. für Casa Asia, Barcelona, das Haus der Kulturen der Welt, Berlin, und das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington DC gearbeitet. Seit 2006 organisiert sie ihre eigenen Ausstellungen, welche u.a. am Instituto Cervantes in Berlin und München, sowie an der Prague Triennale präsentiert wurden. Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Ausstellungen mit internationalen jungen Künstlern (überwiegend aus Asien und Lateinamerika) und Künstlerinitiativen. Von Dezember 2008 bis März 2009 war sie in Indonesien und hat über die zeitgenössische Kunstszene in Jakarta, Bandung und Yogyakarta recherchiert. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Donnerstag, 29. Oktober, 19:00
Im Rahmen des Themenschwerpunkts des ifa 2009 „Die Jugend Europas – Ein Bildarchiv für die Zukunft“ – Edgar Zippel stellt das Projekt vor.
Im Mittelpunkt dieses „Bildarchives für die Zukunft“ stehen jungen Erwachsene im Europa von heute – die erste Generation, die sich jenseits der alter Grenzziehungen aufmacht, das Europa von morgen zu prägen. Die ersten Arbeiten, die in Moldawien, Italien und Deutschland entstandenen, zeigen eindrucksvoll, wie individuell das junge Europa trotz aller Globalisierung aussieht. Die intimen und spannungsvoll fotografierten Portraits lenken den Blick detailreich auf räumliche, soziologische und kulturelle Zusammenhänge. Exemplarisch vermitteln die ersten Bildreihen eine Vorstellung davon, wie sich diese zu einen umfassenden Bildzyklus zusammenfügen werden. Begleitet werden die Bildbeispiele durch Erfahrungsberichte aus der praktischen Arbeit, die Einblicke in den Alltag des jungen Europas jenseits der üblichen klischeehaften Bilder geben.

Edgar Zippel wurde 1966 in Mannheim geboren, studierte von 1987 – 1995 Kommunikationsdesign an der Universität GHS Essen (ehem. Folkwang Schule) mit Schwerpunkt Fotografie. Nach dem Diplom 1995 zog er nach Berlin, wo er seitdem als freischaffender Künstler tätig. Fotos von ihm befinden sich in den Sammlungen: Deutsches Hygiene Museum Dresden und Museum Europäischer Kulturen Berlin.

Donnerstag, 5. November 2009, 19:00
tauwetter – vertont: Dmitri Schostakowitsch: Moskwa. Tscherjomuschki, op.105,1958. Eine musikalische Komödie in 3 Akten und 5 Szenen Kommentierte Präsentation mit Dr. Johanna Roos.
Dr. Johanna Roos führt die Besucher/-innen der Veranstaltung ein in ein wenig aufgeführtes Musikwerk Dmitiri Schostakowitschs: Moskwa. Tscherjomuschki.
Während der sogenannten Tauwetterperiode Ende der 195oer Jahre wurde von dem Partei- und Regierungschef des Sowjetunion, Nikita Chruschtschow, der Bau einer Hochhaussiedlung weit im Süden vor Moskau verordnet. In diesem noch unberührten Gebiet des vormaligen Dorfes und Landgutes von Tscherjomuschki, waren die Gebäude nach der Oktoberrevolution verstaatlicht und der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zugesprochen worden. Die Idylle aus dem 19. Jahrhundert wurde durch den Massenwohnbau in neuen Zeiten befördert und die Bewohner Moskaus erhielten Wohnraum, weit entfernt vom Zentrum. Die organisatorischen Turbulenzen um die Zuweisung der neuen Wohnungen bilden das Gerüst für eine heitere Komposition Schostakowitschs, dessen Musik mit ironischem Klang Probleme von doppelt belegten Wohnungen, nicht vorhandenen Schlüsseln und drohenden Verwandtschaftsbesuchen zum Klingen bringt. Für das märchenhaft glückliche Ende der städtebaulichen und musikalischen Unternehmung sorgt ein magischer Garten, in dem sich nicht nur eine Bank der Wahrheit befindet, sondern auch eine Uhr, die die Zeit solange anhalten kann, bis alle Verwicklungen geklärt sind: Happy End im Plattenbau, von dem großen Komponisten mit viel Augenzwinkern und einigem Spott seinen Landsleuten gewidmet.

MOSKWA – TSCHERJOMUSCHKI Russian State Symphonic Capella
Mit Andrei Baturkin, Irina Gedakhova, Mikhail Goujov und Elena Prokina Residentie Orchestra The Hague Dirigent: Gennady Rozhdestvensky, 1997 Libretto: Vladimir Mass und Michail Chervinsky

Dr. Johanna Roos ist Autorin, Übersetzerin und Russland-Expertin, arbeitete an der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn.

Donnerstag, 12. November 2009, 19:00
Im Rahmen des Themenschwerpunkts des ifa 2009 „Archiv der Jugendkulturen e.V.“ Monica Hevelke und Gabriele Rohmann stellen die vielfältige Arbeit des Archivs vor.
Jugendkulturen sind bunt, nicht braun. Sie haben ein großes Potenzial an kreativen Gestaltungsmöglichkeiten und Identitätsangeboten. Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. mit seiner mehr als 4.000 Bücher und 30.000 Fanzines umfassenden Bibliothek agiert an der Schnittstelle zwischen Forschungsstätte und politischer Bildung. Im Archiv-Projekt „Culture on the Road“ arbeiten junge Menschen aus Jugendszenen wie Hip-Hop, Skateboarding, Techno, Punk oder Gothic mit Experten aus der politischen Bildung zusammen. Bundesweit gehen sie an Schulen, in Jugendeinrichtungen und Ausbildungsstätten und setzen sich vor Ort und partizipativ mit Jugendlichen über zentrale Themen der politischen Bildung wie Rechtsextremismus, Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Homophobie, Gewalt, Demokratie und Anerkennungskulturen auseinander.

Gabriele Rohmann ist Mitbegründerin und pädagogische Leiterin des „Archivs der Jugendkulturen e. V.“, Sozialwissenschaftlerin M.A. und Journalistin; sie hat zahlreiche Bücher und Artikel zum Thema Jugendkulturen veröffentlicht. Monica Hevelke ist Street- und Breakdancerin und arbeitet seit sieben Jahren bei „Culture on the Road“.

Donnerstag, 26. November 2009, 19:00
This is Hong Kong“ – Videoarbeiten von 15 Künstlerinnen und Künstlern über die asiatische Metropole kuratiert von Para 1 Site Art Space, Hong Kong mit einer Einführung von Kathrin Becker für WL Project I Berlin Hong Kong.
Das Videoprogramm „This Is Hong Kong“ präsentiert eine Auswahl von aus Hongkong stammenden Künstlerinnen und Künstlern, die sich aus politischer, geschichtlicher und architektonischer Perspektive visuell mit den postkolonialen Problemen und dem alltäglichen Leben in dieser Region beschäftigen.

Das bewegte Bild ist seit jeher einer der Bereiche, mit dem sich die Kunstszene Hongkongs intensiv auseinandersetzt – im Gegensatz zum Kernland China, worin sich Unterschiede des kulturellen Hintergrunds wie der akademischen Ausbildung widerspiegeln. Durch Analysen im Medium Video zeigt „This Is Hong Kong“ ein einzigartiges Bild des heutigen Hongkongs und bietet eine aktuelle Momentaufnahme der Entwicklung dieser Region nach der postkolonialen Machtrückgabe an China im Jahr 1997. Das Videoprogramm beginnt mit der Skyline Hongkongs in der Nachschöpfung eines nächtlichen Licht- und Tonkomposition durch Kingsley Ng. Hung Keung erkundet für uns das Viertel Yau Ma Tei und dessen Unterwelt. Mit kinematografischen Mitteln beschäftigt sich Adrian Wang mit den Ritualen der berüchtigten chinesischen Triaden.

Künstler wie Leung Chi Wo, MAP Office und Kacey Wong konzentrieren sich währenddessen auf die architektonische Entwicklung der Stadt, die einige der eindrucksvollsten Entwürfe weltweit hervorgebracht hat. Teilweise schließen diese Arbeiten auch an den Begriff des Experimentalkinos an, insbesondere Suck/Blowvor Leung Chi Wo. Howard Cheng Chi Lai konstruiert ein Tableau traditioneller Viertel in der analytischen Arbeit „The Doors“.

Einen intimen und persönlichen Blick auf Hongkong bieten die Videokünstler Linda Lai und Woo Ling Ling. Die eher politischer Aspekte Hongkongs werden von Ban Zhang beleuchtet, dessen Animationen den Begriff der Identität untersuchen; von Choi Sai Ho, der einer politischen Demonstration durch die Stadt folgt; und von Chow Chun Fai, der den postkolonialen Status der Region reflektiert.

lp Yuk Yius Arbeit stellt eine Verbindung zwischen Hongkongs Vergangenheit und der Filmindustrie her. Leung Mee Ping und Silas Fong schließlich beschäftigen sich mit der Vorstellung der großen Metropole sowie mit der Einsamkeit und den Ungleichheiten, die mit dem Leben in der Großstadt verbunden sind.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Kingsley Ng, Hung Keung, Silas Fong, Leung Chi Wo, Adrian Wong, Leung Mee Ping, Howard Cheng Chi Lai, Linda Lai, Kacey Wong, Chow Chun Fai, Ip Yuk-Yiu, MAP Office, Ban Zhang, Woo Ling Ling, S.T. Choi Sai Ho.

Kuratiert von Alvaro Rodriguez Fominaya, Para Site Art Space, Hongkong.

Montag,12. Oktober 2009, 16:30
Ausstellungsgespräch für Lehrerinnen und Lehrer.
Wir führen Lehrerinnen und Lehrer in die Ausstellung ein und vertiefen im Gespräch übergeordnete Fragestellungen der globalen Stadtentwicklung. Dabei erhalten Sie Anregungen für den kreativen Transfer in den Unterricht.

Sonntag, 8. November 2009, 11:00 – 13:00
KinderKunstProgrammPlan B – Die KunstBaustelle. Eine Expedition in die Weltstadt von morgen. Mit Annika Niemann und Ev Fischer Ab 6 Jahren.
Im Rahmen der Ausstellung „STADTanSICHTen: Die Welt wird Stadt“ unternehmen wir eine kreative Expedition in die Weltstadt von morgen. Wir untersuchen die Entwicklung von Millionenstädten wie Brasilia, Hongkong, Mumbai oder Lagos und beschäftigen uns mit den Möglichkeiten und Problemen die entstehen, wenn viele Menschen unter zum Teil schwierigen Bedingungen zusammenleben. Der Blick auf die Stadtmuster von oben, soll uns zu einer eigenen, ganz anderen Stadtplanung inspirieren — wir entwerfen unseren „Plan B“ nach allen Regeln der Kunst.

© ifa-Galerie