Das Paradies ist anderswo © Victoria Tomaschko

Mit:

Nicole Andrijevic
Yason Banal
Yee I-Lann
Hye Rim Lee
Jason Wee
Leung Chi Wo

Paradiese kann man sich nur vorstellen. Sie bleiben unerreichbare Sehnsuchtsräume – auch wenn die Industrie mit Einkaufs-, Urlaubs- und Wellness-Eldorados lockt. In der Ausstellung Das Paradies ist anderswo in der ifa-Galerie Berlin hinterfragen Künstlerinnen und Künstler aus der Region Asien-Pazifik die Vorstellungen von Paradiesen, die unsere immerwährende Sehnsucht nach dem Garten Eden aufgreifen und entlarven.

Die Bodeninstallationen Nicole Andrijevics (*1981, Australien) – Landschaften aus Zuckertürmen und Inseln aus Schaummasse – verweisen auf die flüchtigen Aspekte des stets weit entfernt liegenden Sehnsuchtsraumes, den Jason Wee (*1978, Singapur) explizit verortet: Er greift in seiner Installation das Paradies-Motiv schlechthin auf, die Südseeinsel, die in diesem Falle jedoch zum politisch-strategischen Streitobjekt zwischen Singapur und dem Nachbarland Malaysia wurde.

Yee I-Lann (*1971, Malaysia) erkundet in ihrem dreiteiligen Foto-Zyklus das verlorene Paradies Sabah im Norden Borneos; sie untersucht dabei die Auswirkungen der Veränderungen auf die Landschaft und auf die Lebensbedingungen. Da die Vorstellung von Paradies immer geprägt ist von den Defiziten im Hier und Heute, stellt Leung Chi Wo (*1968, China) die Wünsche der Bewohner Hongkongs an Asia’s World City im öffentlichen Raum zur Diskussion.

Paradiesvorstellungen umfassen immer auch die Bewohner des Paradieses, die jung, schön und gesund zu sein haben; dieses Menschenbild und Körperideal reflektiert Hye Rim Lee (*1963, Südkorea) mit Bunnyhäschen TOKI, welches das Schönheitsideal der asiatischen Frau, geprägt von asiatischen Mangas, Computerspielen und Cyberkultur, darstellt und parodiert. Yason Banal (*1972, Philippinen) hingegen bezieht sich in seiner Performance und Installation mit Tableaux vivants auf Filme wie Resnais‘ Letztes Jahr in Marienbad. Ungemein poetisch verbildlicht er die Trauer über den Verlust des Paradieses und die Ununterscheidbarkeit von Fiktion und Wirklichkeit: Die Gegenwelten, die Entwürfe einer besseren Welt, liegen stets in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Sie liegen für uns auf den Malediven und für das indische Kino auf blühenden Alpenwiesen — das Paradies ist immer anderswo.

Konzipiert wurde die Ausstellung von June Yap, ehemals Kuratorin des Institute of Contemporary Arts Singapore, des National Arts Council and Singapore Art Museum, heute von Singapur aus frei arbeitende Kuratorin.

Die Ausstellung ist Teil der Reihe Schauplatz Natur, die mit Wasserlust und Wassernot begonnen und mit Tanz auf dem Vulkan fortgesetzt wurde.

Veranstaltungen

Freitag, 3. Juli 2009, 17:00
Leben im Paradies – Führung durch die Ausstellung, Künstler- und Kuratorengespräche sommerinstitut zu Gast in der ifa-Galerie Berlin 
Zur Realität der jungen Generation gehört heute die Erfahrung der Transkulturalität. Die Auseinandersetzung mit kulturellen Phänomenen und Gesellschaftsmodellen wird zum Motor für Kreativität und neue Denkstrategien. In loser Folge lädt das Sommerinstitut junge Forscher/-innen an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft ein, aktuelle Projekte vorzustellen und zu diskutieren.

Donnerstag, 6. August 2009, 20:00
PARADISE LOST or LOST IN PARADISE? Die gesellschaftliche Entwicklung Dubais in Zeiten von Boom und Krise. Vortrag von Jan Lachenmayer.

Dubai war vor nicht allzu langer Zeit das Paradies für Geschäftsleute, Glücksritter und Urlauber. Doch das Blatt hat sich gewendet. Heute sind primär Negativmeldungen aus Presse und Berichterstattung zu vernehmen. Was hat sich geändert und welche Auswirkungen hat dies auf die Gesellschaft? Ging mit der rasanten ökonomischen Entwicklung Dubais auch eine vergleichbare gesellschaftliche Entwicklung einher? Eine Fragestellung, der Jan Lachenmayer und sein Team mit einer explorativen Interviewstaffel vor Ort nachgegangen sind. Daraus ergab sich ein spannendes Mosaik aus Geschichten von und über die Gesellschaft. Es konnten gesellschaftliche Friktionen und vorherrschende Denkmodelle identifiziert werden, die in vier Zukunftsszenarien überführt wurden.

Jan Lachenmayer ist Konsortialpartner der Systemic Excellence Group, einem unabhängigen Think Tank mit Hauptsitz in Berlin. Seit 2006 berät er dort Wirtschaftunternehmen, politische und Nicht-Regierungsorganisationen in Weiterentwicklungs- und Veränderungsfragen. Als Forscher beschäftigt er sich mit sozialer Komplexität, Krosskulturalität und szenarien-basierter Planung. 2008/2009 war er im Rahmen des CrossCulture Programms des ifa Gastwissenschaftler am Gulf Research Center in Dubai.

Die Veranstaltung ist eine Initiative des sommerinstituts auf Einladung der ifa-Galerie Berlin. Das sommerinstitut ist ein offenes Netzwerk von jungen Akteuren aus Kultur und Wissenschaft. Das sommerinstitut lädt junge Forscherinnen ein, aktuelle Projekte an der Schnittstelle von Kultur und Wissenschaft vorzustellen und zu diskutieren.

Sonntag, 12. Juli 2009, 11:00 – 13:00
KinderKunstProgramm Pa ra-dies-Pa ra-das
Zwischen Himmel und Erde machen wir uns auf die Suche nach dem Paradies! Mit Annika Niemann und Ev Fischer. Ab 6 Jahre. Seit jeher suchen und sehnen sich Menschen nach dem Paradies: Ob im Garten Eden, im Schlaraffenland oder auf einer einsamen Südseeinsel – immer scheint das Paradies anderswo zu sein. Gibt es das Paradies überhaupt? Und wenn ja, wo und wann? Im KinderKunstProgramm wollen wir den Paradiesvorstellungen von Künstlerinnen und Künstlern aus Australien, Korea, Singapur, Malaysia, Hongkong und den Philippinen auf die Spur kommen und unser eigenes Paradies zwischen Himmel und Erde in der ifa-Galerie Berlin künstlerisch Gestalt annehmen lassen.

© ifa-Galerie