© ifa-Galerie Berlin

Mit:

Pierre Verger
Mario Cravo Neto
Eriel Araújo
Marepe

Afrikanische Götter und weiße Heilige, Xangô und der Heilige Hieronymus, lansã und die Heilige Barbara, Oxalá und Nosso Senhor do Bonfim, lemanjá und die Heilige Jungfrau Maria, Prozessionen und Trommeln, Rituale und Ex-Votos vermischen sich im Candomblé, der synkretischen Religion Bahias, die weit mehr ist als Religion: Lebensgefühl und eine Möglichkeit, Alltag im Zusammenleben verschiedener Kulturen zu bewältigen. Während in Deutschland über die Entwicklung einer multikulturellen Gesellschaft diskutiert wird, entstanden im Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Religionen in der Karibik und an der Ostküste Brasiliens, insbesondere in Salvador de Bahia, „neue”, synkretische Religionen, Zeremonien, Feste und künstlerische Ausdruckweisen, die wiederum – über Grenzen und Kontinente hinweg – identitätsstiftend für die afroamerikanische Kultur waren und sind. In der Ausstellung werden – ausgewählt von der Kuratorin Karin Stempel – vier künstlerische Positionen vorgestellt, die im Sinne des Candomblés in Salvador de Bahia entstanden und die Kraft des Candomblé, vermitteln, das Lebensgefühl von Bahia de Todos os Santos:

Pierre Verger (1932 in Paris —1996 in Salvador), Reisender, Fotograf und Anthropologe, vertritt die dokumentarisch-wissenschaftliche Position: Seine Schwarz-Weiß-Fotografien und seine Schriften, sein Leben und Lebenswerk war den Beziehungen zwischen der afrikanischen und der brasilianischen Kultur gewidmet. In den beeindruckenden Fotos, die die Fundação Pierre Verger in Salvador zu Verfügung gestellt hat, sind zum einen direkte Vergleiche zwischen Afrika und Bahia angestellt, zum anderen wichtige Momente des Candomblé festgehalten.

Mario Cravo Neto ( 1947, Salvador de Bahia), dessen Fotografien sich in zahlreichen Sammlungen wie der des Museum of Modern Art in New York befinden und in zahlreichen Ausstellungen in international renommierten Institutionen gezeigt werden, präsentiert „Laróyè, eine Dia-Klanginstallation, die dem Götterboten Exu gewidmet ist. Mario Cravo Neto folgt den Spuren Exus durch Bahia: dem Lachen, der Musik, den Trommeln, dem Tanz, den Opfergaben – Rosen, Früchte, Hühner –, den Straßen und Plätzen, den Menschen und dem Leben in Salvador de Bahia.

Eriel Araújo (* 1968, Salvador de Bahia) spricht in seiner Installation unsere Vorstellung von religiösem Ritual an: Der Ausstellungsbesucher ist aufgefordert, eine Kerze anzuzünden und aufzustellen. Araújo bezieht sich nicht nur auf das katholische Ritual, sondern thematisiert auch Fragen nach Bild und Abbild, Verschleiern und Offenlegen; zudem – und dies ist wiederum eng mit dem Candomblé verbunden – läßt er, indem „Heiligenbilder” durch „Menschenbilder” ersetzt werden, sichtbar werden, dass religiöse Bilder stets vom Bild des Menschen ausgehen. Candomble ist nicht nur eine Religion, sondern auch eine Möglichkeit zur Bewältigung des nicht immer einfachen Alltags vor allem in den Favelas.

Marepe (* 1970, Santo Antônio de Jesus, Bahia) überträgt diesen gesellschaftspolitischen Aspekt auf seine Projekte. In der Aus-stellung wird mit Fotoserien und einer Video-Dokumentation (von Marcondes Dourado) eines seiner jüngsten Projekte vorgestellt: Mit Straßenkindern realisierte Marepe eine Zuckerwatte- Aktion, die zum Fest wurde, in dem sich Alltag und Ritual zu einer soziokulturellen und künstlerischen Aktion verbanden.

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