Im Gespräch mit der Autorin und Künstlerin Anna-Lena Wenzel.
Auf der Suche nach dem „Deutschlandbild“, das außerhalb Deutschlands durch die Tourneeausstellungen transportiert wurde, stieß Lizza May David u.a. auf die Ausstellung „Naive Malerei aus Deutschland“. Sensibilisiert für die hierarchisierenden und rassistischen Implikationen von Begriffen wie „Naive Malerei“ und „Mischling“, wählte sie drei Arbeiten aus dem Kunstbestand aus und kommentiert diese mit persönlichen Texten. Ihr Interesse gilt zuerst dem Dortmunder Maler Franz Klekawka, der als Autodidakt den Arbeits- und Lebensalltag im Ruhrgebiet festhielt. In den zwei ausgewählten Malereien ist es die Darstellung von sog. Gastarbeiter:innen, die Davids Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Bei Hannah Höch ist es die Betitelung „Mischling“, die sie problematisiert. David nimmt die Auswahl dieser zwei Künstler:innen positionen zum Anlass, auf die Rolle des Weißen Blickes in Malerei und Fotografie hinzuweisen und ihre eigene Komplizenschaft darin zu hinterfragen.
Lizza May David ist Malerin und transdisziplinäre Künstlerin. In Form von abstrakter Malerei, Installationen und architektonischen Interventionen sowie kollektiven Arbeiten befasst sie sich mit den Leerstellen in persönlichen und kollektiven Archiven. Ihr Anspruch ist es, binäre Vereinfachungen der Welt zu unterlaufen, in dem sie relational in Kreuzungen, Wendepunkten und Verzweigungen denkt und mit Formen der Aktivierung und Störung experimentiert.
Lizza May David (* 1975 auf den Philippinen) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, der École nationale supérieure des beaux-arts de Lyon (Frankreich) und an der Universität der Künste Berlin. Zu ihren jüngsten Ausstellungsbeteiligungen gehören: Transition Exhibition im Brücke-Museum, Berlin (2022), Die Vibration der Dinge Triennale Kleinplastik Fellbach (2022), Recent Aquisitions in der Ateneo Art Gallery, Manila (PH, 2022) und Bahala Ka [What do I know?] im Kunstverein Hildesheim (2020).