„Zapping” nennt die argentinische Künstlerin Pat Binder (geb. 1960) ihre Installation, die sie eigens für die Ausstellung in der ifa-Galerie Friedrichstraße geschaffen hat. Ihre Arbeit fügt sich in eigentümlich harmonischer Weise in die Folge von Expositionen der Galerie, die vor allem Ausstellungen von Künstlern und Künstlerinnen aus Ost- und Mitteleuropa gewidmet sind. In dem derzeitigen fundamentalen Umwälzungs- und Veränderungsprozeß in der Welt, der vom Zerfall der Machtblöcke charakterisiert ist, spielt die künstlerische Aufarbeitung der Vergangenheit und des alltäglichen Lebens in der Diktatur eine ebenso große Rolle wie die Auseinandersetzung mit Fragen nach Herkunft und nationaler wie eigener Identität.

Bei der Wahl des Ausstellungstitels hatte Pat Binder auch ihre jüngeren Arbeiten im Sinn. Darin geht es um die Bilderflut, die über die Fernsehschirme – die Fenster zur Welt – täglich in die Wohnstuben dringt und um einen zusehens von den elektronischen Medien bestimmten Begriff von Wirklichkeit. Sie betrachtet es als innere Notwendigkeit, sich in dem Trommelfeuer äußerer Einflüsse und Verunsicherungen mit ihren eigenen Mitteln als Subjekt zu definieren, d.h. sich mit einem „Eigenprogramm“, das sie als „Schützengraben meiner Sehnsüchte und Ängste, als Werbespot meines innersten Selbstgefühls“ begreift, in den Bilderstrom einzuschalten.

Etwas ältere, seit 1993 entstandene Werke erinnern an die Bedeutung, die sie dem Buch als zivilisatorischem Sinnbild in einer bestimmten Phase ihres Schaffens beigemessen hat. In dialogisch an der Wand und am Boden angeordneten Assemblagen erscheinen Bücher als Energien schriftlich fixierter Kulturen. Bleikabel an einer Wand assoziieren Schriftzüge und kontrastieren in ihrer archaisch anmutenden Schwere mit der gegenüberliegenden Zapping Line, in der die auf Glasscheiben gebrachten Fernsehbilder, die Selbstaufnahmen des eigenen Körpers überlagern und durchdringen, zu einer Reflexion über heutige Seherfahrung zusammengefügt wurden.