Social Fabric © Victoria Tomaschko

Mit:

Alice Creischer
Céline Condorelli
Prabhakar Pachpute
Sudhir Patwardhan
Archana Hande

Bis ein T-Shirt im Regal des Einzelhandels liegt, hat es einen weit verzweigten Produktionsprozess hinter sich. Was sind dabei die gesellschaftlichen und kulturellen Konsequenzen, die von den Strukturen einer globalisierten Textilwirtschaft hervorgerufen werden? Der Tod von 1.100 Menschen beim Einsturz einer Fabrik in Bangladesch im April ist nur einer von vielen aktuellen Anlässen, die Strukturen der Globalisierung kritisch mit einer Ausstellung zu betrachten.

Die Ausstellung Social Fabric untersucht die kulturellen Wechselbeziehungen am Beispiel der Geschichte des Stoffhandels zwischen Indien und Europa. Das Geschäft mit Textilien war historisch gesehen immer eng mit der Kolonisation verbunden; es war und ist geprägt von ungleichen Machtverhältnissen und Protektionismus, zeugt aber gleichzeitig auch von einer wechselseitigen Beeinflussung im Transfer von Formen, Farben, Materialien und Techniken.

Social Fabric wurde von Iniva (Institute of International Visual Arts) in London konzipiert und stellt das dicht gewobene Netz des kulturellen Transfers an einigen Schlüsselpunkten des Themas dar. Die Ausstellung umfasst Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus Europa und Indien: Die Installation Apparat zum osmotischen Druckausgleich von Reichtum bei der Betrachtung von Armut der deutschen Künstlerin Alice Creischer ist ein zentrales Objekt der Ausstellung. Ihre Arbeit ist das Ergebnis einer intensiven Beschäftigung mit sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen aus dem Handel mit Stoffen im kolonialen Gefüge. Referenzpunkt der Ausstellung ist auch das großformatige Gemälde des indischen Künstlers Sudhir Patwardhan. Seine Arbeit Lower Parel ist eine Auseinandersetzung mit den Industrialisierungsprozessen im gleichnamigen Industrieviertel in Mumbai. Erstmals in Europa zu sehen sind Arbeiten des jungen indischen Künstlers Prabhakar Pachpute. Seine Zeichnungen wurden im Frühjahr 2013 auf die Shortlist des ART India Breakthrough Artist Award gesetzt.

Programm

Freitag, 5. Juli 2013, 17:00
Ausstellungsgespräch mit dem Kurator Grant Watson, Iniva (Institute of International Visual Arts), London, und den anwesenden Künstlerinnen Alice Creischer und Archana Hande.

Donnerstag, 12. September 2013, 19:00
art education in practice #2What’s art got to do with it: contemporary living & art Vortrag in englischer Sprache von Teresa Cisneros, Iniva (London)

Teresa Cisneros, Leiterin des Bildungsprogramms bei Iniva (Institute of International Visual Arts, London), gibt Einblick in die Arbeit von Iniva und ihre Praxis an der Schnittstelle von Bildungs- und Ausstellungsarbeit. Im Fokus ihres Vortrags steht die Rolle der zeitgenössischen Kunst als Medium der Exploration von Diversität und Alltag: „Kunst hat viel mit der zeitgenössischen Lebenswirklichkeit zu tun. Ich arbeite mit Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungshintergründen. Wie kann Kunst eine Bedeutung für das alltägliche Leben entfalten? Wie können die persönlichen Erfahrungen der Menschen in die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst einbezogen werden, anstatt sie auszuschließen?“

Teresa Cisneros, Leiterin des Bildungsprogramms bei Iniva (Institute of International Visual Arts, London), arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Kunstvermittlerin mit Menschen aller Altersgruppen in Chicago und London. Während der letzten 5 Jahre entwickelte sie bei Iniva das Programm Inivators, ein Kollektiv jugendlicher Kreativschaffender, das gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern eigene Ausstellungen, Archive und vieles mehr entwickelt. 2010 kuratierte sie die Ausstellung Whose Map is it?, auf der Basis kollaborativer Forschung mit Gruppen unterschiedlichen Alters.

Die Veranstaltungsreihe art education in practice nimmt Fragestellungen und Kontexte der jeweiligen Ausstellung in der ifa-Galerie Berlin zum Anlass, Akteure aus dem Feld der Kunstvermittlung einzuladen, Einblick in ihre Praxis zu geben und unter interdisziplinären und transnationalen Gesichtspunkten zu diskutieren. Die Reihe versteht sich als ein Ort des Erfahrungsaustausches, der globale Fragen mit lokalen Perspektiven verbindet.

Sonntag, 15. September 2013, 14 – 17:00
Stoffwechsel #3 – verflochten, verstrickt, verbunden
Bis ein T-Shirt in Berlin im Kleiderschrank hängt, hat es oft einen weiten Weg hinter sich. Von der Baumwollplantage zur Stofffabrik, von der Nähstube bis zum Kleiderdiscounter sind zahlreiche Menschen an seiner Herstellung beteiligt – oft unter unwürdigen Arbeitsbedingungen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des KunstVermittlungsProgramms erkunden die roten Fäden, die unsere Kleidung mit anderen Kontinenten verbinden und verweben sie im Atelier zu einer raumgreifenden Textur: Ob überkreuzt oder verschlungen, verknotet oder verflochten – wenn wir alle miteinander verbunden sind, wie sehen die Verknüpfungspunkte aus?

Ein KunstVermittlungsProgramm für die ganze Familie: Groß und Klein, Kinder, Jugendliche und Erwachsenen sind willkommen!

© ifa-Galerie