Resonances (rez.ən.ənsez) ist ein Raum für Recherche und Begegnung in der ifa-Galerie Berlin. Korrespondierend mit den verschiedenen Kapiteln und Ausstellungen von Movement.Bewegung werden hier Stimmen, Gedanken und Interventionen von Partner*innen und Kollaborator*innen vereint, die das Programm Untie to Tie inspiriert und mitgestaltet haben. 

Im März 2019 wird Resonances die gesamte Galerie für die Dauer von zwei Wochen in Form einer Forschungsinstallation mit öffentlichem Begleitprogramm besetzen. Die beteiligten Expert*innen werden ihre verschiedenen Ansätze, Strategien und Praktiken diskutieren, vorstellen und anwenden. Jede*r ist in diesem Rahmen herzlich dazu eingeladen, über das eigene subjektive Wissen zu reflektieren, zuzuhören und sich mit den vielfältigen Materialien auseinanderzusetzen. 

Resonances entwickelt sich im Gespräch mit den Expert*innen und Kollaborator*innen fortlaufend weiter und gibt einen Einblick in die diversen Narrative und Artikulationen des Wissens, die hier gesammelt, produziert und großzügig geteilt werden. Die Plattform stellt künstlerische und kuratorische Strategien des Dissens vor und soll außerdem dazu anregen, über die hinter den sichtbaren Formen des Ausstellungsmachens stehenden Prozesse zu reflektieren. 

Es ist hierbei nicht das Ziel, eine einheitliche Stimme zu vertreten und zu manifestieren, sondern Wege des Austauschs zu finden, und einen Raum für Diskussionen, Diskurse und für Praktiken des Ver_Lernens zu schaffen. Eine Verschiebung der Grundlage unseres Wissens verändert die Art und Weise, in der Welt zu sein, deswegen werden mit Resonances mehrere Fragen gestellt und versammelt, die zwar keinesfalls neu sind, jedoch bisher noch nicht nicht ausreichend beantwortet wurden: Welche Bedingungen und gemeinsamen Praktiken sind erforderlich, um den Status quo der imperialistischen und kapitalistischen Strukturen, die weiße Vorherrschaft und Patriarchat stützen, aufzulösen. Welche neuen Formen des operativen, raumeinnehmenden und epistemischen Ungehorsams können innerhalb (und außerhalb) der kolonialen Machtmatrix aktiviert werden? Auf welche Weise können wir mehr Horizontalität erreichen, während wir uns zumeist in vertikalen Machtstrukturen befinden? 

Die grundlegenden Prämissen hierbei lauten: 

„Ohne Gemeinschaft gibt es keine Befreiung … aber Gemeinschaft darf nicht bedeuten, dass wir unsere Unterschiede einbüßen, noch die erbärmliche Annahme, dass diese Unterschiede gar nicht existieren.“

Audre Lorde

„Don´t get over it when you are not over it!“

Sara Ahmed

In Kollaboration mit und mit Beiträgen von: Jasmina Al-Qaisi, Natalie Bayer, BE.BOP (Alanna Lockward, Walter Mignolo), Kenza Benamour, Hudud (Omar Berrada, Driss Ksikes, Hassan Darsi, Nassim Azarzar, Zineb Benjelloun, Meryem Jall, Loutfi Souidi, Yassine Yassni, Abdeslam Ziou Ziou), Nuray Demir, Anthony Downey, Sarah-Indriyati Hardjowirogo, Ibraaz, Johannes Ismaiel-Wendt (ARK), Anna-Alix Kofi (something we Africans got), Sebastian Kunas, Malve Lippmann und Can Sungu (bi’bak), Elsa M ́bala, SAVVY Contemporary/SAVVY docs, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Beya Othmani, Bhavisha Panchia (Nothing to Commit Records), Malte Pelleter, Elena Quintarelli, Anna Raimondo (Saout Radio), Kate Robertson, The Kainake Project, Anike Joyce Sadiq, et al. 

Konzept: Nikola Hartl

Programm 

1. März, 19 Uhr
Eröffnung Resonances und
ARK – Arkestrated Rhythmachine Komplexities
Präsentation von Johannes Ismaiel-Wendt
ARK (Arkestrated Rhythmachine Komplexities) ist ein Kollektiv für post-repräsentative Sound-Formate. Das Kollektiv, bestehend aus Johannes Ismaiel-Wendt, Malte Pelleter, Sebastian Kunas u. a., arbeitet zu Themen wie Sound, Beats und Instrumenten und hinterfragt dabei kulturelle Zuschreibungen und Verflechtungen. Es geht um das Drum- Pattern als Vehikel, rhythmische Reisewege kreuz und quer über Yellow Pacific und Black Atlantic, die Erfindung des Bossa Nova und die Unmöglichkeit eingleisiger Geschichtserzählung.
ARK besteht aus mehr als 10 Rhythmus-Maschinen, 3 Samplern, Kopfhörern und Mehrkanal-Audio und wurde produziert mit Sebastian Kunas (Produktion Audio-Tracks) und Sarah-Indriyati Hardjowirogo (Sprecherin).

8. März, 19 Uhr
Elsa M’bala: Sequence
Klangperformance mit anschließendem Künstler*innengespräch
Visuals von Zoey Vero
Sequence ist ein Projekt von Elsa M’bala, das für die ifa-Galerie Berlin konzipiert wurde. Zusammen mit Visual Jokey Zoey Vero planen die zwei Künstler*innen an diesem internationalen Frauentag eine Ode an die Weiblichkeit.
Über Generationen und Kulturen hinweg waren Frauen die führenden Kräfte für Veränderung und soziale Gerechtigkeit. M’bala nutzt das Wissen unserer Vorfahren – vom Anbeginn der Schöpfung bis heute, von der Mutterschaft bis zur göttlichen weiblichen Energie, die in jeder und jedem von uns vorhanden ist –, um die Möglichkeiten der Freiheit klanglich ausloten. Der Abend schafft Raum für die Worte und Stimmen sozialer Anführer*innen, die in Musikstücke verwandelt wurden und von kraftvollen Visuals begleitet werden. Der Abend beginnt und endet mit einigen früheren Radioarbeiten von M’bala.
Die heilenden Kräfte der Weiblichkeit sollen gefeiert werden.

15. März, 19 Uhr
Kuratieren als anti-rassistische Praxis
Buchpräsentation und Gespräch mit Natalie Bayer und Nuray Demir
Die Publikation reflektiert Aufgaben, Strategien und Handlungsformen von Museen und Ausstellungen aus der Perspektive der postkolonialen Museologie sowie der kritischen Migrations- und Regimeforschung. Die kritische Analyse der existierenden Ansätze soll Kuratieren als antirassistische Praxis denkbar machen.
Orientiert auf Handlungsmacht und auf die Schnittstellen zwischen sozialen Konfliktfeldern und kuratorischen Praxen, nehmen die Autor*innen und das Verhältnis von Kämpfen für und gegen die Repräsentation von spezifischen Themen in den Blick. In diesem Sinne stehen Strategien des „Talking Back“ ebenso im Fokus wie Kontaktzonen und Ansätze der Wiederaneignung.
In der Publikation finden sich Beiträge aus Theorie, Kunst und Aktivismus zu neuen Perspektiven des Kunst- und Kulturbetriebs, die sich auf transnationale Ansätze, Gegenerzählungen und alternative Handlungsformen beziehen.

***Ganz besonderer Dank gilt Alanna Lockward. Die mit dem BE.BOP-Festival einen einzigartigen Beitrag zu Resonances und dem gesamten Untie to tie Programm leistete. Vielen Dank für die unendlichen Energie, Großzügigkeit und Freundlichkeit. Wir vermissen sie sehr ***