© ifa-Galerie Berlin

Henryk Tomaszewski, geboren 1914 in Warschau, gilt als Senior der polnischen Plakatschule. Er hat sie als Grafik-Designer und Pädagoge an der Warschauer Akademie der Schönen Künste geprägt. In der Ausstellung wird ein Querschnitt seines Schaffens im Bereich des Theaterplakates, des Filmplakates, des Ausstellungsplakates und des poetischen Plakates zu sehen sein, die als „Autorenplakate“ die Sehweise und den Kommentar des Künstlers wiedergeben.

Ein Charakteristikum des polnischen Plakates war die Aufrechterhaltung der lebendigen Beziehung zur Malerei. Das polnische Plakat vervielfachte die Art der Abbildungen der Avantgarde – was sich im Westen auf Künstlerkreise beschränkte, gelang hier auf die Straße. Die polnische Plakatschule hat seit je die modernen Leistungen des grafischen Design im Sinne des russischen Konstruktivismus oder des Bauhauses ignoriert.

Henryk Tomaszewski stand unter dem Einfluß der deutschen Karrikatur aus dem „Simplizissimus“, aber auch von Georg Grozs und Heartfield. Sein Verwerfen von Normen und Konventionen, seine aufrichtigen Urteile und Meinungen, sein Gefühl für Humor und seine Fähigkeit, die Dinge in Ihrer Perspektive zu sehen, seine Wertschätzung für die Verschiedenartigkeit der Talente seiner Studenten – alles das bewirkte, daß er zur Legende wurde und junge Menschen nicht nur aus Polen, sondern aus der ganzen Welt anzog.

Seine Lehre des grafischen Design ist für ihn die Lehre von der Formulierung der richtigen Entscheidung. In vielen seiner Projekte ist sein Gespür für das Paradoxe bemerkenswert. Stets geht es ihm darum, die Dinge von einer anderen Seite zu zeigen, Grenzen zu überschreiten. Das war bei ihm jedoch nie eine Frage des Angriffs auf festgefügte Ordnungen, noch der Versuch, zu schockieren. Tomaszewskis Plakate kommen aus einer anderen Welt, der Welt der Poesie. Sofern sie sich überhaupt in Worten ausdrücken lassen, könnte man sie mit Kinderreimen, Redensarten oder Aphorismen vergleichen.

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