Bojadshievs Arbeiten sind auf vielfältige Weise mit Theorien, Theoretikern, Idolen und Ideologien verknüpft. Thematisiert wird der Umgang und die Wirkung von Weltanschauung, Dogmen und anderen Wesen des geistigen Lebens vor dem konkreten Hintergrund des „posttotalitären Vakuums“ (Zitat Bojadshiev) in Osteuropa. Lytschesar Bojadshiev besitzt dazu den Geist, den Humor und die nötige Distanz, um sich solch empfindlichen Gegenständen zu nähern, ohne daß ein fader Nachgeschmack zurückbleibt.
Der Betrachter befindet sich in einem geist- und sinnerfrischenden Szenarium von „Denk-Bildern“ wieder. Bojadshiev arbeitet mit Installationen, Collagen, Zeichnungen, nutzt alle Medien, die ihm geeignet sind, die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand zu vermitteln. Gezeigt werden 5 Installationen, die überraschend einfach und durchschaubar sind, ohne vordergründig und eindimensional zu sein. In der Arbeit „Philosophischer Friedhof“ werden wir Zeugen merkwürdigen Geschehens. Tatsächlich finden sich hier die Ur- und Großväter unseres Erbes in respektablen Särgen wieder.
Bedeutsam und tot, so wie „Ideen, die in Bobliotheken verkommen“ (Zitat Bojadshiev), finden sich fast alle zu einem düsteren Stelldichein. Eine andere Arbeit, die der Ausstellung auch den Namen gab, demonstriert in fröhlicher Rigorosität einen ähnlich Vorgang mit gänzlich anderen Vorzeichen. In der Installation „Festigung des Glauben“ erhält die heilige Familie unverhofften Zuwachs. Seine These vom Zwillingspaar Christus N. und Christus H. entstand vor dem Hintergrund des Aufschwungs von christlich-orthodoxen Dogmen in Bulgarien und eröffnet einen neuen spielerischen Zugang/Ausweg zum Glauben.
Die Arbeiten stehen eigenständig nebeneinander, die Töne die angeschlagen werden sind vielfältig. Bojadshiev geht es um den Diskurs, um freies Denken im theoretischen Raum, nicht ums Abschaffen. Bei der Darstellung stehen Sinnzusammenhänge, die sich assoziativ einstellen im Vordergrund, weniger Material, Farbe und Form.
Nach zahlreichen Ausstellungen und Publikationen im Ausland, vorrangig in den USA, stellt der 1957 geborene Künstler Lytschesar Bojadshiev erstmalig in Deutschland aus. Zur Ausstellung erscheint ein 40seitiger Katalog, in dem alle Arbeiten der Ausstellung abgebildet sind, zum Preis von 15,-DM.
Geschichte