© ifa-Galerie Berlin

Mit:

Mona Hatoum
Noel Jabbour
Khalil Rabah
Reada Saadeh

Die wesentliche palästinensische Erfahrung, die auf einige der grundlegendsten Fragen der palästinensischen Identität hinweist, findet an einer Grenze, einem Flughafen, einem Grenzübergang statt: kurz ausgedrückt, an einer dieser vielen modernen Grenzen, an denen Identitäten überprüft und verifiziert werden. (…) Denn an diesen Grenzen und Absperrungen erfahren die sechs Millionen Palästinenser eine ‚Sonderbehandlung‘ und werden vehement an ihre Identität erinnert: wer sie sind und warum sie anders sind“ (Rashid Khalidi )

In diesem Teil der Ausstellungsreihe „FOCUS NAHOST“ zeigt die ifa-Galerie Berlin aktuelle Positionen palästinensischer Kunst, kuratiert von Jack Persekian, einem der wichtigsten Vermittler palästinensi-scher Kunst auf internationaler Ebene.
„nahe“ schien, ist heute „in weite Ferne“ gerückt. Angesichts der brisanten politischen Situation sind die Bedingungen, unter denen Kunst vor Ort entstehen kann, sehr schwierig. Dennoch gibt es eine engagierte palästinensische Kunstszene, die in dieser Ausstellung mit vier wichtigen Positionen vertreten ist:

Mona Hatoum (geb. 1952 in Beirut, lebt in London) ist die bekannteste palästinensische Künstlerin, deren internationales Renommee zahlreiche Ausstellungen in wichtigen Kunstinstituten der Welt belegen. Ihre große Bodeninstallation „Present Tense“ zeigt die heute von Palästinensern bewohnten Gebiete auf einer riesigen Landkarte, die sich aus über zweitausend Olivenöl-Seifenblöcken zusammensetzt.

Khalil Rabah (geb. 1961 in Jerusalem, lebt in Ramallah), Künstler und Architekt, vertrat Palästina erfolgreich auf den Biennalen in São Paulo und Sydney. Seine spröden Objekte und konzeptuellen In-stallationen berühren auf überzeugende Weise Fragen der palästinensischen Politik und Geschichte sowie deren Symbole, Probleme und Hoffnungen.

Diese Thematik spielt gerade auch in den Arbeiten der jüngeren Künstlergeneration wie in den Fotoreportagen von Noel Jabbour (geb. 1970 in Nazareth, lebt in Berlin) eine wichtige Rolle: Ihre Arbeit „Martyr Series“ zeigt inszenierte Gruppenporträts der Familien palästinensischer Märtyrer, die Serie „Interieurs” wiederum stilllebenartige Details von Innenräumen palästinensischer Wohnungen.

Raeda Saadeh (geb. 1977 in Um eil Fahem, lebt in Jerusalem) schließlich setzt sich in ihren spektakulären Performances, Videos und Installationen kritisch mit dem tradierten moslemischen Frau-enbild auseinander.

Jenseits tagespolitischer Aktualität setzen sich alle vier Künstler mit den gesellschaftlichen und politischen Problemen auseinander und thematisieren Fragen der Identität, der Religion und des „Landes“ als Lebensraum oder politisches Gebiet. Trotz und wegen des hohen Grades an Abstraktion besitzen ihre künstlerischen Arbeiten hohe emotionale Authentizität: Kritik an den bestehenden Verhältnissen, Skepsis, aber auch Hoffnung auf eine ungewisse Zukunft werden hier unmittelbar spürbar.

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