Mit:

Teodor Graur
Dan Mihalianu
Iosif Kiraly
Dan Perjovschi
Aurel Vlad

Die Beschäftigung mit der neuesten rumänischen Kunst kann die Tatsache nicht unberücksichtigt lassen, daß Rumänien fast 20 Jahre von der europäischen Kunstentwicklung isoliert war. Zur Zeit beleben in Rumänien sehr unterschiedliche Künstlergruppen die Kunstszene. Die Auswahl der Exponate für diese Ausstellung beschränkt sich auf Künstler aus Bukarest, Rumäniens Zentrum der künstlerischen Aktivitäten, und konzentriert sich auf die Generation der 30- bis 40-Jährigen, insofern diese sich nicht mit ihrer Arbeit durch ihre Haltung gegenüber der kommunistischen Staatsmacht kompromittiert hat. Sie kann als Generation des Übergangs von einer „geschlossenen“ Kultur und Gesellschaft zu einer „offenen“ angesehen werden.

Die Künstler befinden sich in einem Prozeß, in dem sie Neuerungen in die rumänische Kunst einbringen, ohne dabei die Erinnerung an die dunkle Vergangenheit zu verleugnen. Die Ausstellung zeigt, daß sie sich eines Spektrums an Ausdrucksmitteln bedienen, das von der Holzplastik in Anlehnung an die traditionelle bäuerliche Kultur bis zur zeitgenössischen, westlich beeinflußten Installation reicht. Die Werke der fünf rumänischen Künstler Teodor Graur, Dan Mihalianu, Iosif Kiraly, Dan Perjovschi und Aurel Vlad unterscheiden sich dabei beträchtlich in ihrem Verhältnis zu Tradition und Moderne.

Graur „recycelt“ die Überreste des (politischen) Alltags und löst Symbole aus ihren düsteren Zusammenhängen von Macht und Propaganda. Scin Werk bewegt sich zwischen Konfrontation mit dem Klischee und dessen Verfremdung durch den persönlichen kreativen Einfall.

Für Iosif Kiraly ist Kunst ein permanentes Environment. Kommunikation bestimmt sein Werk. Kunst wird als Botschafts- und Ereignisträger angesehen und verweist immmer auf eine komplexe, jedoch ausgesparte Struktur, auf ein Netz von assoziierbaren Bedeutungen. Kiraly spielt mit Diaprojektionen und Spiegeln, mit transparenten und opaken Oberflächen, mit Fotos und Zitaten aus Kunstreproduktionen. Er gestaltet einen virtuellen Raum für seine inneren Ereignisse, und der Körper verleiht seinen Bildern einen ebenso intimen wie persönlichen Existenzgrund – mit der Anatomie als einzig vertrautem Detail.

Dan Mihaltianu ist der hermetischste unter den vertretenen Künstlern. Sein Werk ist bestimmt von einer persönlichen existentiellen Dimension, die sich als zeitlich und räumlich unbestimmte Krise den immer wiederkehrenden Objekten in Kontinuität und Variation gleichermaßen einprägt.

Dan Perjovschi ist Karikaturist mit politischem Engagement und in der Oppositonspresse sehr gefragt, wobei sich der „Perjovschi-Stil“ in den Zeitungen ebenso wie auf der Straße vor allem durch das Kunst-Plakat durchsetzt. Seine Graffiti-Leidenschaft ist nicht der Wirklichkeit verhaftet, sie verwirft diese vielmehr, indem sie sie mit Zeichen „überdeckt“. Die serielle Produktion und Anordnung seiner Zeichnungen bringen „unlesbare“ und schwer zugängliche Dokumente einer raschen Verarbeitung hervor.

Aurel Vlads Skulpturen verbinden christliche mit vorchristlicher Ikonographie und zollen so seinem persönlichen Hintergrund Tribut: Der Künstler kommt aus Dobrogea, einer Gegend im Südosten Rumäniens, wo griechische Kolonien, römische Legionen aus dem Mittleren Osten und christliche Urgemeinden aufeinander folgten und ihre Kulturen in die örtlichen Gegebenheiten einbrachten. Das Ergebnis ist eine faszinierende archäologische Welt von barbarischer Einfachheit.

Die Künstler stellen eine repräsentative Auswahl verschiedener Strömungen in Rumänien dar. Als Lehrer an der Kunstakademie, als Mitarbeiter bei politischen Magazinen oder Kulturzeitschriften und in ihrer Zugehörigkeit zu anderen Zirkeln prägen sie gegenwärtig aktiv die rumänische Kunstszene.