© Victoria Tomaschko / ifa-Galerie Berlin

Wie geht eine Gesellschaft mit ihrem kulturellen Erbe um? – Wie können Vorstellungen von Identität, Kultur, Tradition und Geschichte zur Ressource werden? Wie können wir „dem Gestern ein Morgen geben“, wie Le Corbusier es 1929 formulierte? Im Iran, einem Land, das auf eine Jahrtausende alte Hochkultur zurückblicken kann und dessen kulturelle Identität in den vergangenen 500 Jahren wechselvoller Geschichte verschiedenen Einflüssen und Brüchen unterzogen war, stellt sich diese Frage den Kulturschaffenden, Architekten, Künstlern, Autoren und Wissenschaftlern in besonderem Maße.

Der iranische Beitrag zur Architektur-Biennale in Venedig 2014 „Instant Past“ stellte die Entwicklung der Architektur während des iranischen Modernisierungsprozesses im 20. und 21. Jahrhundert dar. Er zeigte Bauten, mit denen ein Prozess der Re-Kreation und der Neuinterpretation des historischen Erbes angestoßen wurde.

Mehraneh Atashi und Dadbeh Bassir setzen sich in ihren Foto- und Videoarbeiten, Mona Hakimi-Schüler in ihren Collagen und ihrer Installation mit traditionellen Techniken, alten Legenden oder persischer Lyrik auseinander. Sie  untersuchen deren Bedeutung in heutigen soziopolitischen Kontexten und reflektieren die Veränderung traditioneller Normen in einer sich rasant verändernden Welt. Der Architektur und den künstlerischen Positionen ist gemeinsam, dass sie die scheinbar binären Kategorien von Vergangenheit und Zukunft, von Tradition und Moderne in Frage stellen. Sie versuchen diese zu verbinden und für die Zukunft nutzbar zu machen.

Veranstaltungen

Freitag, 22. 07. 2016, 16:00
Werkstattgespräch mit den Kuratorinnen der Ausstellung Iris Lenz und Azita Ebadi und den Künstlern und Künstlerinnen Mona Hakimi-Schüler, Mehraneh Atashi und Dadbeh Bassir.

Dienstag, 30. 08. 2016, 19:00
Workshop – Konstellationen #3: Poesie trifft Stadt – Eine Lyrikwerkstatt
Wie kann das „Gestern im Morgen“ zum Klingen gebracht werden? Im Spiel mit Stimme und Rhythmus, Wiederholung und Pause, Atem und Tuba erkundet die Künstlerin Mehraneh Atashi die Grenzzonen von Lyrik und Videokunst. In ihren Arbeiten transferiert sie persische Dichtkunst in den zeitgenössischen Stadtraum Teherans. Im Workshop entwickeln wir eigene poetische Formen.

Sonntag, 11. 09. 2016, 14 – 17:00
Exkursion – Radius #2
Die Architekturexkursion mit Dr. Eduard Kögel lädt ein zu einem bewegten Dialog mit dem lokalen Berliner Stadtkontext. Ob privater Wohnungsbau, Picknick-Restaurant oder Sportkomplex – Bauformen aus drei Epochen iranischer Architekturgeschichte zeugen im Ausstellungsbeitrag „Instant Past“ von der kreativen Dynamik, die entsteht, wenn Gestern auf Morgen trifft.

© Victoria Tomaschko / ifa-Galerie Berlin