© ifa-Galerie Berlin

Mit:

Tanya Haurylchyk
Siarhei Hudzilin
Julia Leydik-Kanapleva
Eugene Kanaplev-Leydik
Pavel Kirpikau
Alexander Kladov
Mikhail Leschenko
Andrei Liankevich
Aleksey Naumchik
Paulina Palynskaya
Aleksei Shinkarenko
Maxim Shumilin
Volga Sasnouskaya
Alexandra Soldatova
Alexander Sayenko
Aleksander Veledzimovich

Die Ausstellung BY NOW – Zeitgenössische Fotografie aus Belarus, die von Matthias Harder kuratiert wurde, widmet sich neuen Entwicklungen in der Fotografie in Belarus, das heute wie ein weißer Fleck auf der Landkarte erscheint. Doch es war im historischen Gefüge der Sowjetunion, geographisch zwischen dem Baltikum, Polen, Russland und der Ukraine gelegen, und selbst nach 1989 kein so unbeschriebenes Blatt wie es das inzwischen geworden ist. Außerhalb des Landes besteht heute ein vages, klischeehaftes Bild des autokratisch regierten Landes. Aber die jüngere Generation  scheint den Einschüchterungsversuchen der Regierung gegenüber beinahe immun. Und die jungen Kreativen, darunter auch Fotografen, kommentieren mit frischem Blick, Humor und teilweise aufmüpfiger Dreistigkeit visuell den Zustand ihres Landes oder portraitieren ihre Zeitgenossen in unterschiedlichen Alltagssituationen. Sie realisieren mit individueller fotografischer Handschrift und bildanalytischem Gespür selbstgewählte Themen zwischen klassischem Schwarz-Weiß-Porträt und grellem Photoshop-Experiment.

Die ifa-Galerie Berlin zeigte bereits 1994 in der Ausstellung Fotografie aus Minsk einige künstlerische Positionen der Fotografie der damaligen Minsker Fotoszene. 20 Jahre später wird sichtbar, dass sich trotz aller Abgeschiedenheit und Isolation eine neue, junge Fotoszene gebildet hat, die kreativ mit ihrer Alltagssituation umgeht und sich die aktuellen und historischen Informationen, nicht nur was Kunst betrifft, auch aus dem Internet besorgt.

Kuratiert von Matthias Harder.

Programm

Freitag, 17. Oktober 2014, 15:00
Dangerous Acts Starring the Unstable Elements of Belarus
Dokumentarfilm von Madeleine Sackler
BY/USA/GB 2013, 76′, OF mit engl. UT
Einführung durch Peter Mares, ifa-Förderprogramm zivik

Freie Theaterarbeit hat in autoritär regierten Staaten kaum Entfaltungsspielraum und ist mit persönlichen Risiken verbunden. In ihrem Film begleitet Medeleine Sackler die Künstlergruppe Belarus Free theatre über den Zeitraum eines Jahres im Nachgang zu den Präsidentschaftswahlen 2010.

Im Rahmen des Kulturtages der europäischen Kulturinstitute in Berlin EUNIC Berlin – Bunt gemischt.

Freitag, 17. Oktober 2014, 17:00
Führung durch die Ausstellung BY NOW mit Dr. Matthias Harder und Andrei Liankevich

expansion IIStadtspaziergänge mit Elfi Müller
Die Veranstaltungsreihe expansion II fragt nach den heutigen künstlerischen Entwicklungen in den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Welche Spuren der Teilung lassen sich noch 25 Jahre nach dem Fall der Mauer im urbanen Raum Berlins finden und welche neuen Gemeinsamkeiten sind in der einst geteilten Stadt entstanden?

Elfi Müller ist Künstlerin und studierte an der Universität der Künste Berlin Kunst im Kontext, Kunstvermittlung und Pädagogik sowie Kunst im öffentlichen Raum. Seit Sommer 2012 konzipiert und leitet sie in Zusammenarbeit mit der ifa-Galerie Berlin die Veranstaltungsreihe Stadtspaziergänge mit Elfi Müller.

Sonntag, 12. Oktober 2014, 12:00
Der erste Spaziergang führt in den interkulturellen Garten Rosenduft, der auf Initiative des Vereins südost Europa Kultur e.V. entstand. Welche Ziele und Inhalte hat dieses Projekt? Wir kommen ins Gespräch mit Begzada Alatovicz, der Leiterin des Projektes. Dr. Inge Pett gibt anschließend einen Einblick in das Filmprojekt Gemeinschaftsgärten in Mailand und in Berlin. Bei einem abschließenden Spaziergang durch den Park am Gleisdreieck, in welchen der Garten Rosenduft eingebettet ist, erkunden die Teilnehmer:innen den dort entstandenen Naturerfahrungsraum, die Gleiswildnis und die Gleiswaage.

Samstag, 1. November 2014, 12:00
Der zweite Spaziergang beginnt in der Buchhandlung Walther König in Berlin-Mitte. Hier sprechen wir mit dem Geschäftsführer Christian Posthofen über das Interesse der Leserschaft an Kunstliteratur aus Osteuropa. In der Galerie Poll werden wir mit den Galeristinnen Eva Poll und Nana Poll über ihr Galerieprogramm im Kontext osteuropäischer Kunst sprechen. Die Fassadengalerie des Kunsthauses KuLe zeigt zur Zeit in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD das Projekt Blind Spot des Bildenden Künstlers Mykola Ridnyi und des Schriftstellers Serhij Zhadan aus der Ukraine. Wir sprechen mit der Kuratorin Bettina Klein (Berliner Künstlerprogramm des DAAD) über das Projekt. Der Rundgang endet in der ifa-Galerie Berlin. Dr. Matthias Harder, Kurator der laufenden Ausstellung BY NOW – Zeitgenössische Fotografie aus Belarus, gibt eine Einführung.  Im Anschluss berichtet Harder über das Projekt Karl -Ludwig Lange. Der Photograph in seiner Zeit im Kontext des 6. Europäischen Monats der Fotografie Berlin, das er in Zusammenarbeit mit den kommunalen Galerien der Stadt Berlin entwickelt hat.

Sonntag, 7. Dezember 2014, 12:00
Der dritte Spaziergang führt uns durch Teile des Stadtbezirkes Weißensee. Wir beginnen in der Kunsthalle am Hamburger Platz, einer Einrichtung der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Hier sind wir mit Else Gabriel, Professorin für Bildhauerei, zur Thematik „Kunst und Zensur” verabredet. Weiter geht es zu der berühmten Siedlung an der Woelckpromenade des Architekten und Regierungsbaurats Carl James Bühring (1871-1936), die in märkischer Backsteinarchitektur errichtet wurde und ein Beispiel des Reformbauens der Jahre vor dem 1. Weltkrieg ist. Ein Spaziergang um den Weißen See mit seinem malerischen Ufer beendet den dritten Spaziergang. Ein abschließender Höhepunkt wird der Besuch einer original mongolischen Jurte am Ufer des Weißen Sees sein. Hier endet das Projekt expansion II an einer Feuerstelle bei einem Glas Punsch oder Tee.

Wenn die alte Macht gegangen und die neue noch nicht da ist
Mythos Berlin: In europäischer Aufbruchstimmung und chaotischem Schöpfungsdrang besetzten 1989 junge „Selbsthelfer“ leerstehende Häuser in Berlin-Mitte. Ausgehend vom Punkt Null – dem Mauerfall am 9.11.1989 – geht der Regisseur und Drehbuchautor Marco Wilms in seinem Film Mittendrin (2003, 80 min) auf die Suche nach fünf Utopisten dieser Zeit. Was ist aus ihrem eigenwilligen Geist, aus den Träumen und Projekten geworden?

Sonntag, 18. Januar 2015, 16:00
Mittendrin – Synopsis (engl.: Berlin Vortex). Filmvorführung und Podiumsgespräch mit Regisseur Marco Wilms, Jutta Weitz und Elfi Müller
Moderation: Barbara Barsch

„Die schönste Zeit im Leben ist die, wenn die alte Macht gegangen und die neue noch nicht da ist…“ – Zitat aus dem Film über die Zeit nach dem Mauerfall am 9.11.1989. Mit Lebensentwürfen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, brachen die Utopisten nach dem Mauerfall auf, das brachliegende Stadtviertel Berlin-Mitte zu besetzen. Folgerichtig haben ihre Lebenswege extrem unterschiedlichen Verlauf genommen. Jochen Sandig verwandelte sich vom Sprecher der Anarchoruine Tacheles zum Intendanten der Schaubühne und feiert mit seiner Lebensgefährtin Sasha Waltz Erfolge in der ganzen Welt. Jutta Weitz, Sachbearbeiterin der kommunalen Wohnungsverwaltung, war für die gesamte Gewerberaumvergabe in Berlin-Mitte zuständig. Mathias Ambellan, Sozialarbeiter, kämpft engagiert bis heute  gegen die sozialen Folgen der Kommerzialisierung des Stadtviertels. Christian „Flake” Lorenz wurde mit der Band Rammstein vom Ossipunk zum weltberühmten Rockstar. Freygang Rocker Andre Greiner-Pol brannte bis zum Ende seine CD-Holzhüllen mit dem Eisen in der Küche.

Die Wandlungsfähigkeit oder auch das sture Festhalten an unkonventionellen Lebensansichten trotz des schnellen, gesellschaftlichen Veränderungsprozesses prägt die Neue Mitte bis heute. Aus den kontrastreichen Biographien der fünf Protagonisten entsteht ein vielfarbig schillerndes Porträt von Berlins Mitte. Es ist ein Film über das persönliche Wachsen und Scheitern in der Auseinandersetzung zwischen individuellem Lebensentwurf und gesellschaftlichen Zwängen. Ein Film über ungewöhnliche Biographien vor dem Hintergrund eines einzigartigen historischen Ausnahmezustands.