© ifa-Galerie Berlin

Mit:

Leila Danziger
Esther Shalev-Gerz
Simcha Shirman
Wojciech Prazmowski

Esther Shatev-Gerz (geb. 1948) hat sich wiederholt mit der Frage des Erinnerns und Gedenkens des Holocausts auseinander gesetzt. Eine ihrer jüngsten Arbeiten, die im vergangenen Jahr im Sprengel-Museum Hannover zu sehen war und in die Sammlung des Museums einging, ist die Videoarbeit „Geht Dein Bild mich an?“, welche in der ifa-Galerie unter Verzicht auf die Fotos gezeigt werden wird.

Die Künstlerin ließ zwei Frauen – die eine Schauspielerin in Hannover, die andere Häftling im KZ Bergen-Belsen – ihre Erinnerungen an das Ende des 2. Weltkrieges erzählen. Jede berichtet in einem Monolog vor der Kamera von ihren schmerzhaften Erinnerungen an Krieg, Verfolgung und Tod. Die Künstlerin hat dann die Videobänder der jeweils anderen vorgespielt und deren Reaktion aufgenommen.

Es ist ein erschütterndes Dokument entstanden, das in seiner Konzentration auf diese beiden Einzelschicksale die Dimension des Verbrechens an Millionen von Menschen erfahrbar macht.
Simcha Shirman (geb. 1947) setzt sich als Kind von Überlebenden des Holocaust in allen seinen Werken mit dem Holocaust auseinander. „Dear Krystyna“ nennt er die Arbeit, die er in der ifa-Galerie Berlin zeigt. Krystyna ist eine junge Frau, deren Foto er in der Ausstellung im KZ Auschwitz in einer Reihe von Porträtfotos von ermordeten Häftlingen entdeckt hat und deren Bild ihn seitdem begleitet.

Er schreibt im Konzept zur Ausstellung: „Krystynas Porträt ist der Ausgangspunkt dieser Arbeit. Die Briefe an Krystyna ermöglichen es mir, den Umgang mit Fragen der Erinnerung (persönlicher und geschichtlicher), des ausgelöschten Gedächtnisses, von Wahrheit und Fiktion, Fragen nach dem Objekt, dem Porträt, der Wahrnehmung, dem Verlangen und nach Furcht und Angst zu erhellen und zu klären. Die Texte in dieser Ausstellung vereinen in sich meine vergangenen und gegenwärtigen Erfahrungen, Eindrücke von Reisen nach Polen und Deutschland sowie wissenschaftliche und literarische Texte. Sie werden in einem Buch erscheinen, das auf Hebräisch, Deutsch und Englisch in der Ausstellung präsentiert wird. In ihm sind selbst verfasste Texte mit Zitaten aus verschiedenen Quellen kombiniert. Auch die Bilder sind eine Zusammenstellung aus Fotografien meiner Familienalben, Fotografien aus Alben Unbekannter, Fotografien aus Büchern und eigenen Fotografien.“

Wojciech Prazmowski (geb. 1949) ergänzt diesen künstlerischen Ansatz durch eine Installation, die seine individuelle Erfahrung und Reflexion in den Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit stellt. Als Kind in der Nähe von Auschwitz aufgewachsen, diente nach dem Krieg das Gelände außerhalb des Lagers der polnischen Bevölkerung als familiäres Ausflugsziel. Erst in späteren Jahren wurde ihm die Situation bewusst, wurde ihm klar, was die Wachtürme, die Zäune einst bedeutet hatten, und was sich dort ereignete. Die tiefe Erschütterung, die diese Entdeckung bei ihm auslöste, lässt ihn bis heute nicht ruhen. Die Fotografie von Wojciech Prazmowski, der einer der wichtigsten polnischen Fotografen seiner Generation ist und 2000 mit einer Einzelausstellung in der ifa-Galerie Berlin vertreten war, befasst sich stets mit Verschwinden und Erinnern, mit dem, was in dem Abgebildetem an ehemals gelebten Leben oder Leiden eingeschlossen ist.

In der für Prazmowskis Fotografie sehr typischen Art und Weise der Überblendung und Schichtung mehrerer Bilder schuf er eine Serie von 8 Arbeiten mit dem Titel „Auschwitz.Appell“ (2003). Sie zeigt schemenhaft Bilder von Baracken und Zaunanlagen des Konzentrationslagers Auschwitz. Wie aus dem Nebel treten Relikte menschlicher Existenz hervor, Tücher, Kleidung, Schuhe. Es sind atmosphärisch dichte Bilder, die eine Ahnung der steten Anwesenheit von Menschen und Gefangenen herauf beschwören.