Krzysztof Gieraltowski stellt nicht zum ersten Mal in Deutschland aus und ist deshalb kein ganz Unbekannter. Die derzeitige Werkschau in der ifa-Galerie Friedrichstraße in Berlin ist aber seine bislang umfassendste.

Gieraltowski, Jahrgang 1938, arbeitet seit 1976 an einer Porträtgalerie polnischer Menschen und ist seither ständig auf der Suche nach bekannten und unbekannten polnischen Bürgern, ob sie nun in Warschau, Paris oder in anderen Städten der Welt leben. Wer seit 1976 ausschließlich Personen mit ausgeprägter Individualität fotografisch porträtiert, der ist in diesem ruhelosen und unerschöpflichen Prozeß schon an die Grenzen des Genres gestoßen.

Gieraltowski geht es jedoch immer auch um seine Expression. Selbst den Werken, die dem Betrachter auf den ersten Blick dokumentarisch erscheinen, ist eine Auseinandersetzung mit dem Porträtierten vorausgegangen. Es ist also nicht das rationale Kalkül, welches ihm zum Fotografieren motiviert, eher die Absicht, daß zwischen ihm und dem „Objekt“ eine Begegnung stattfindet.

Gieraltowskis Ziel ist nicht, einen beliebigen Augenblick festzuhalten. Er reagiert sehr emotional auf die jeweilige Situation des zu Porträtierenden und schafft daraus die eigenwilligen Bilder, die für ihn etwas Wesentliches über die Person ausdrücken. So ist ein beeindruckendes fotografisches Werk entstanden, dessen Ausdrucksstärke ihresgleichen sucht und das damit nachdrücklich die künstlerische Kraft des Mediums Fotografie sichtbar macht.