grün der zeit © Victoria Tomaschko

Mit:

Atelier DYJG
Cindy Ng Sio Ieng
Hu Jie
Yu Kongjian (Turenscape)
Mima Design Workshop
Liu Wei

Ein roter Steg ist Weg, Sitzbank und Leuchtkörper zugleich; er zieht sich als gewundenes Band am Fluss entlang und markiert ein Naherholungsgebiet, das vorher Schutthalde war; Fischzuchtanlagen locken heute als Insel- und Gartenlandschaft Besucher an, und der olympische Waldpark gibt die landschaftliche Kulisse für das Olympiagelände ab – Chinas Landschaftsplaner sind fit für den internationalen Vergleich.

Der Bauboom in China, die rapide und rigide Umgestaltung von Städten sowie architektonische Solitäre von international renommierten Architekten beherrschen die Diskussion in Fachkreisen und das Bild Chinas in den Medien. Das Stichwort Landschaftsplanung in China evoziert bislang nur Bilder alter kaiserlicher Gartenpracht, große Freiflächen sozialistischer Prägung sowie Grün- und Zwischenflächen mit Rasenbändern, Blumenrabatten und Baumreihen. Wegweisende Ansätze in der Landschaftsplanung jenseits von Nostalgie und internationaler Beliebigkeit stellt die ifa-Galerie in der Ausstellung grün der zeit vor.

Jüngere Planer setzen sich intensiv mit der chinesischen Landschaftsarchitektur und der zugrunde liegenden Philosophie auseinander; sie sind darüber hinaus bestens vertraut mit den neuesten Forschungen im Bereich der Ökologie oder der Biotechnologie. Sie entwickeln innovative, nachhaltige Lösungen für den Umgang mit der Natur, für die Gestaltung von Grünflächen und für die Umnutzung von Industriebrachen, wie dies Yu Kongjian und seinem Büro Turenscape 2006 mit dem Garten des roten Bandes am Tanghe-Fluss in Qinhuangdao gelang. Sie schaffen bei privaten oder staatlichen Auftraggebern das Bewusstsein für neue, ökologisch sinnvolle und zugleich gestalterisch anspruchsvolle Ansätze; Beispiele hierfür sind der Zhongguancun Software-Park nordwestlich von Peking oder das Inselgartenreich in der Bucht von Xiamen für die internationale Gartenschau 2007 von Wang Xiangrong und dem Atelier DYJG. Turenscape und das Atelier DYJG stehen exemplarisch für das „Grün der Zeit“ ebenso wie für die „Gründerzeit“ im Bereich der Landschaftsplanung in China.

Neben diesen beiden Pekinger Büros werden in der Ausstellung zwei ganz unterschiedliche Projekte vorgestellt, ein kleines Format und das Großprojekt in Peking schlechthin: Das junge Architektenteam von Mima Design Workshop baute nahe des Sommerpalastes ein kleines Café, in dem die Grenzen zwischen Innen und Außen, zwischen Natur und Kultur sich aufzulösen scheinen.

Der olympische Waldpark hingegen ist eines der Megaprojekte zur Olympiade: Die Planungen der Tsinghua Universität Peking für den sieben Quadratkilometer großen Waldpark, der Naherholungs- und Naturschutzgebiet zugleich ist, basieren auf dem Masterplan Hideo Sasakis für das Olympiagelände. Im Vordergrund der Planungen Hu Jies für den Waldpark stand neben der bildhaften Umsetzung traditioneller Symbolik die Entwicklung einer grünen Lunge für Peking unter Einsatz neuer bio-ökologischer Verfahren und Technologien.

Philosophie, Religion, Symbolik und Naturauffassung begründen die seit jeher enge Beziehung zwischen Garten- und Landschaftsarchitektur, Literatur und bildender Kunst. Auch junge chinesische Künstlerinnen und Künstler setzen sich explizit mit Natur und Landschaft auseinander: Exemplarisch sind in der Ausstellung Cindy Ng Sio Ieng und Liu Wei mit Foto- und Videoarbeiten vertreten, in denen sie die herausragenden Motive chinesischer Naturauffassung und Landschaftsdarstellung neu wahrnehmen, interpretieren und darstellen – das Wasser und den Berg.

Einer der Faktoren, die die Zukunft unserer Städte prägen werden, ist die Relation von überbauter Fläche und Grünfläche: grüne Lungen und Frischluftschneisen bestimmen Klima und Lebensqualität in den dicht bebauten Stadtzentren. Längst geht es auch im Wirtschaftswunderland China nicht mehr nur um die Schaffung und Gestaltung von Parks, sondern um nachhaltige Konzepte für die Planung und Gestaltung von Landschaft; in dieser Hinsicht überschneidet sich die Ausstellung grün der zeit – Landschaftsplanungen in und aus Peking in der Reihe StadtanSichten mit der 2008 eingeführten Ausstellungsreihe Schauplatz Natur.

China und seine entfesselte Moderne liegen im Fokus der Metropolenforscher, Stadtplaner und Architekturkritiker; publiziert und diskutiert werden vor allem die OlympiaStadt Peking und architektonische Großprojekte. Doch wie werden Freiflächen geschaffen, Zwischenräume gestaltet? Welche Antworten finden chinesische Landschaftsplaner auf Fragen der Umweltpolitik, Nachhaltigkeit und Gestaltung?

Während die Tsinghua-Universität Peking mit dem olympischen Waldpark vorführt, wie die Olympiade den Städtebau und die Landschaftsplanung im Großen befördert, verschmelzen die Gebäude des jungen Architekturbüros Mima Design Workshop chamäleonartig mit der Landschaft. Auch junge chinesische Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit Natur und Landschaft auseinander: Sie transferieren traditionelle Motive in eine zeitgemäße Bildsprache und hinterfragen die Darstellung von Natur im 21. Jahrhundert: Cindy Ng Sio Ieng und Liu Wei suchen in ihren Foto- und Video-Arbeiten die herausragenden Motive chinesischer Naturauffassung, Kunst und Landschaftsgestaltung neu wahrzunehmen, zu interpretieren und darzustellen.

Veranstaltungen

Donnerstag, 5. Februar 2009, 19:00
Best of Artist Film & Video
Das Programm versammelt sieben internationale Arbeiten, die sich im Spannungsfeld von Film und Kunst bewegen. Der Künstler Sun Xun animiert in Shock of Time die Geschichte Chinas, während in Mary Koszmary die vertriebenen polnischen Juden zur Rückkehr nach Polen aufgefordert werden. In Reflections stellen Kinder eindrücklich dar, dass Spiegel nur bereits Bekanntes reflektieren können. Outwardly from Earth’s Center erzählt in ruhigen Bildern vom Schicksal einer Insel, die unaufhaltsam immer weiter vom Festland fortdriftet. Die Filme dieses Programms erlauben einen Einblick in den aktuellen Stand medienkünstlerischen Schaffens.

Freitag, 23. Januar 2009, 17:00
Führung durch die Ausstellung mit der Künstlerin Cindy Ng Sio Ieng

Donnerstag, 26. Februar 2009, 19:00
Oberhausen on Tour – MuVi Award 2007/2008
2008 feierte der MuVi Preis für das beste deutsche Musikvideo seinen zehnten Geburtstag. Was in den Anfangsjahren noch als klassische Auftragproduktion begann, hat sich längst als künstlerisches Genre etabliert und vom Musikfernsehen abgenabelt. Sechzehn Videoarbeiten aus den letzten zwei Wettbewerben zeugen von autonomer Experimentierfreudigkeit und scharfsinnigem Humor. Das Musikvideo bleibt eine Spielwiese für unterschiedliche visuelle Techniken, bedient sich treffsicher bei popkulturellen Mythen und erschafft in der Verbindung von Bild und Musik ein Universum von außergewöhnlicher atmosphärischer Dichte.

Oberhausen on Tour 2009 – Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
Oberhausen on Tour geht in die nächste Runde! Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen präsentieren nun bereits zum vierten Mal einzigartige Kurzfilme auf einer Tournee durch Europa. Mit vier der fünf neuen Programme lädt die ifa-Galerie Berlin an vier Tagen im Februar und März zu einer Reise durch die aktuelle Vielfalt der internationalen Kurzfilmproduktion ein. Preisträger und herausragende Arbeiten des internationalen und deutschen Wettbewerbs gibt es ebenso zu entdecken wie eine Auswahl der besten deutschen Musikvideos. In einem Best of Artist Film & Video wurde außerdem ein Programm mit Kurzfilmen aus der Kunstszene kuratiert. Alle Arbeiten stammen aus den letzten beiden Festivaljahrgängen.

Donnerstag, 5. März 2009, 19:00
Best of German Competition
Der deutsche Kurzfilm ist derzeit bei den dokumentarischen Formen besonders stark. Cosmic Station führt uns nach Armenien zu den Resten eines ehemals sowjetischen Großprojekts: die Entdeckung neuer Sternenwelten auf 3500 Metern Höhe. Eva Könnemann arbeitet im geschlossenen Raum: Wir sehen der aufreibenden Probenarbeit des Registars Laurent Chetouane mit dem Schauspieler Fabian Hinrichs zu. Zwischen diesen beiden Arbeiten werfen wir einen Blick auf das hypnotische Lächeln von Effie Wu, reisen durch unseren romantischen deutschen Wald, um dann schließlich am Ende mit Cyrill Lachauer in den bayerischen Alpen Schmetterlinge zu befreien: eine wilde Performance.

Donnerstag, 19. März 2009, 19:00
Best of International Competition
In diesem Programm sind einige der interessantesten Arbeiten der vergangenen zwei Ausgaben des Internationalen Wettbewerbs zu sehen. Einer irischen Animation über eine alte Sage folgt eine Erzählung über die Gegenwart brasilianischer Ureinwohner. In Neil Beloufas Kempinski geht es um die Zukunftsvorstellungen der Bewohner eines mythischen Ortes und Alexia Bonta lässt in Parlez-moi d’amour zwei alte Frauen über die Liebe sprechen. Mit viel Zärtlichkeit wird in A Journey Across Grandmother die Beziehung einer Enkeltochter zu ihrer Großmutter gezeichnet, während Corinna Faith einen Pflegedienstmitarbeiter portraitiert, der feststellen muss, dass seine Hilfe nicht unbedingt immer erwünscht ist.

Sonntag, 15. Februar 2009, 11:00- 13:00
KinderKunstProgrammSpielwiese am Wolkenkratzer- Eine grüne Stadtplanerei
In Chinas Hauptstadt wurden in den letzten Jahren riesige moderne Gebäude, ganz neue Stadtteile und aufregende Wolkenkratzer gebaut. Aber was passiert eigentlich mit den Lücken und Freiräumen? Zwischen Hochhäusern, Straßen und Wohnblocks entstehen neue Plätze und Grünflächen und Pekings Architekten haben viele Ideen entwickelt, wie man das „grün der zeit“ für die Bewohner gestalten kann. In unserer Stadtplanerei lassen wir uns von den chinesischen Landschaftsentwürfen inspirieren und mit Tusche, Pinsel und Papier eigenen Ideen für eine grüne KinderStadt freien Fluss. Ein offenes Angebot mit Annika Niemann und Ev Fischer ab 6 Jahren.

grün der zeit © ifa Galerie